Vom 7.-11.9. fand endlich wieder das inspirierende Festival rund um Zukunftsfragen statt. Die Ars Electronica ist eine der weltgrößten Bühnen für Medienkunst, ein Festival für digitale Musik, eine Messe für Kreativität und Innovation und Spielwiese für die nächste Generation – die Ars Electronica ist ein weltweit einzigartiges Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft. Ich bin Trendforscherin und nehme seit 2001 jährlich daran teil.
Für diesen Blogbeitrag tauche ich jedes Jahr tief in die Vielfalt der Exponate ein, die hunderte Künstler, Wissenschaftler und andere intellektuelle Zeitgenossen schaffen. Ich berichte dieses Jahr in diesem Forum über wunderbare Ausstellungen, neue Technologien, Erfindungen und inspirierende Quellen von Wissen und Menschen. Zusätzlich möchte ich dazu aufrufen, das Festival zu besuchen. Nehmen Sie sich Zeit dafür.
In diesem Blogbeitrag geht es um die Ausstellung Life Ink. Und um sechs Menschen, ihre Lebensgeschichten und ihre unterschiedlichen Zugänge zur Kreativität. Mit Hilfe sensorischer Wearables, die Gehirnströme und Körpersignale erfassen, werden die Daten menschlicher Körper, wie deiner und meiner, genutzt, um eine neue Form von „Tinte“ zu schaffen. So wird der menschliche Körper zum Werkzeug und Ausdrucksmittel, das uns – bewusst oder unbewusst – in unserem Wesen reflektiert und Aspekte von uns offenbart, die unsere Kreativität ausdrücken. Der menschliche Körper wird sozusagen „als Stift“ genutzt, der Tinte symbolisiert? Die Frage der Künstler lautet, ob wir einen inklusiven Stift schaffen können, der von allen Menschen genutzt werden kann, unabhängig von Fähigkeiten oder körperlichen Einschränkungen?
Der Bio Ink vereint Biotechnologie und digitale Stifttablett-Technologie, um lebende Tinte zu schaffen, die ohne menschliches Zutun wächst. Mit dieser Tinte können die Künstler mit einem Biostift auf einer Nährbodenplatte und der Tafel zeichnen und schreiben. Die Kunstwerke werden in einer kontrollierten Umgebung inkubiert, damit die lebende Tinte wachsen kann. Die mikroskopisch kleinen Organismen sind anfangs unsichtbar, aber dann vermehren sie sich und bilden Kolonien, die mit bloßem Auge sichtbar sind und sich in wunderschöne Muster verwandeln. Die Muster können wir nicht beeinflussen.
Die während des Zeichenvorgangs erfassten Parameter wie Stiftgeschwindigkeit, Druck und Neigung werden in biologische Parameter wie Temperatur, Feuchtigkeit und biochemische Reaktionen umgewandelt. Die Kammer ist mit Sensoren und Überwachungsinstrumenten zur Steuerung von Wärme, Feuchtigkeit und Ventilen für chemische Substanzen ausgestattet.
Life Ink ist Teil des Future Ink Projects, einer Forschungskollaboration zwischen Wacom und dem Ars Electronica Futurelab. Sie soll die Zukunft der Kreativität unter allen Aspekten der Tinte erforschen. Nachdem im ersten Jahr der Kooperation mit Space Ink nach der Seele in kreativen Ausdrucksformen geforscht wurde, experimentierte man im zweiten Jahr mit Bio Ink, also Tinte, die autonom wächst. Dieses Jahr untersucht Life Ink den inneren Mechanismus der Kreativität in Gehirn und Körper.