Gestern raunzt meine Freundin durchs Telefon in mein Ohr: „Ich musste mich heute wegen eines halbstündigen Zoom-Calls schminken. Oben schick, unten Schock.“ Das heißt, sie saß in der Unterhose am Esstisch, oben ein dunkler Blazer mit beiger Bluse.
Schickmachen stimmt positiv
Trotz Home Office und Lockdown eine gewisse Routine beizubehalten, gibt einen Energieschub und belebt das Selbstbewusstsein. So die Theorie. Die Praxis sieht so aus. Wenn kein Meeting am Kalender steht, sitzt man auch schon mal ganzen Tag im Pyjama vor Projektplänen, Rechnungen oder sonstigen Arbeitsaufgaben. Zum Glück muss Karl Lagerfeld das nicht mehr miterleben.
Verhaltensänderung beim Online Shoppen
Dass die Konsument*innen ihr Einkaufsverhalten in der Phase der Selbstisolation verändert haben, zeigen unzählige Analysen, Medienberichte und die Börsengewinne der großen Online-Marktplatz-Player. Zwischen ersten und zweiten Lockdown gab es ohne Maske kaum Einlass in die Handelsbetriebe, teilweise lange Schlangen vor den Läden, geschlossene Umkleidekabinen. Das hat viele Konsument*innen dazu bewogen, vermehrt online einzukaufen.
Eine Online-Umfrage unter 1000 Verbraucher*innen in Deutschland gab an, dass sich der Großteil der Gesellschaft seit Beginn der Pandemie selten nach draußen und in Gesellschaft begab. Dem Absatz von Kleidung hat das aber kaum einen Abbruch getan.
Mit 56 Prozent wurden Textilien von allen Waren am häufigsten online bestellt, auf Platz zwei liegen Elektronikartikel (33 Prozent) und – möglicherweise aus Gründen der vermehrten Aufmerksamkeit für Vor- und Selbstfürsorge – nicht verschreibungspflichtige Medikamente (30 Prozent). Dieses Segment ist vor allem im Vergleich mit der Pre-Covid-19-Zeit stark gewachsen (plus 47 Prozent). Ähnliches gilt für Online-Bestellungen von Lebensmitteln (plus 54 Prozent).
Bequem und schick in den eigenen 4 Wänden
Die Münchner Modesuchplattform Stylight hat das Kaufverhalten ihrer 12 Millionen Online-User analysiert. Der Berliner Online-Modehändler Zalando bestätigte diese Analyse. Das Kaufverhalten der Zalando-Kunden deckte sich in allen 17 Märkten mit diesen Erkenntnissen. Bequeme Outfits führten die Liste der Online-Umsätze an. Dazu zählt komfortable Loungewear und Sport-Kleidung, aber auch Luxus-Pyjamas und Dessous. Bei einzelnen Produkten liegen Sweatshirts, Kapuzenpullover, Jogginghosen, Leggings und Sport-BHs mit teils doppelt soviel Interesse wie im Vorjahr vorn, aber auch Strümpfe und Hausschuhe.
Luxus-Pyjamas und Dessous Nachfrage steigt
Die Nachfrage nach Luxus-Pyjamas klingt für mich nicht überraschend. Online-Shopper wollen gut gekleidet sein, weil sie gezwungen sind, zu Hause zu bleiben. Luxuriöse Pyjamas sind deshalb gerade gefragter denn je. Was Dessous angeht, sind viele Paare gezwungen, viel Zeit gemeinsam zu Hause zu verbringen. Pretty lingerie makes it all better. Wie wahr – das werden Männer bestätigen.