Wie bedeutend sind die Kostüme einer Opernaufführung? Bei einer Oper steht die Musik an allererster Stelle, das Kostüm ordnet sich ihr unter – heißt es ‚theoretisch‘. Im Allgemeinen wird heute weniger Wert auf Kostüme gelegt. Fragt man im Freundeskreis, welchen Erinnerungswert das Outfit auf der Bühne einnimmt, erinnern sich viele eher an minimalistische Kostüme. In einer Inszenierung des „Lohengrin“ von Wagner an der Münchner Oper trug der Hauptdarsteller einfach eine graue Jeans und ein hellblaues T-Shirt.
Manche Komponisten, Bühnenausstatter und Designer sehen die Kleidung jedoch als großes dramaturgisches Element und von großer Wichtigkeit für das Stück. Gesang ist sensibel, die Kleidung muss passen und Wohlgefühl vermitteln, damit der Gesang nicht leidet. Mit Design, Farben und Extravaganz lassen sich viele wichtige Elemente des Stückes hervorheben. Das Kostüm soll nicht dominieren, sagt das Textbuch, aber unterstreichen.
In der neuen Opernproduktion von ‚Orlando‘ an der Wiener Staatsoper transformierte die Designerin Rei Kawakubo von Comme des Garçons vor kurzem Sänger und Komparsen in fantasievolle Figuren. Kühne Puffkleider, beleuchtete Stoffe und Männer, die als Frauen verkleidet waren, begeisterten Publikum und Modefans. 142 opulent gestaltete Kostüme wurden vom Publikum bestaunt.
Olga Neuwirth, die erste Komponistin im Auftrag der Wiener Staatsoper, hat eine neue Oper geschrieben, die auf Virginia Woolfs Roman Orlando basiert. „Es geht um die Abstraktion des Körpers, die Vergrößerung des Körpers, die Dekonstruktion des Körpers – so ist meine Musik. Es geht um das androgyne Denken über Mode, Kunst und Leben “, sagte die Komponistin in einem Interview mit der New York Times.
Die Wirkung der auffälligen Kostüme auf der Bühne sei außergewöhnlich und spektakulär, wie im Stil der Teeparty des Mad Hatter in der Geschichte Alice im Wunderland. Jedes Kleidungsstück, jede Frisur und jeder Hut ist mit historischen Referenzen durchsetzt.
Es gibt kein klassisches Bühnenbild. 6 bewegliche LED Screens für das digitale Bühnenbild der Welturaufführung von „Orlando“ an der Wiener Staatsoper unterstrichen die außergewöhnliche Aufführung. Die Videos von Videodesigner Will Duke, mit denen die sechs riesigen 2x8m hohen LED-Paneele bespielt werden, sorgen für stets wechselnde, dreidimensionale Raumeindrücke. Zwischen den ästhetischen Projektionen wird die Entwicklung der Schrift über die Jahrhunderte gezeigt, was der Komponistin ein Anliegen war.
Ich bin kein Opernfan, würde mir die Aufführung aber schon wegen des wunderbaren digitalen Bühnenbildes und der großartigen Kostüme ansehen. Vielleicht führen genau diese Elemente dazu, ein neues Publikum für die Oper zu begeistern.