Auf ein beeindruckendes Projekt, das beim Ars Electronica Festival 2023 vorgestellt wurde, möchte ich noch eingehen. Beim achten Starts Prize der Ars Electronica gewann Alexandra Daisy Ginsberg den Grand Prize for Artistic Exploration für „Pollinator Pathmaker“. Dieses Projekt, ein künstlerisches Meisterwerk, ist kein herkömmliches, denn es stellt die anthropozentrische Perspektive auf Kunst in Frage.
Ginsberg’s „Pollinator Pathmaker“ ist ein Algorithmus-basierter Pflanzplan, der darauf abzielt, einen Garten zu gestalten, der Bestäuberinsekten, insbesondere Bienen, Schmetterlinge und Motten, anzieht. Interessierte können sich unter www.pollinator.art einen individuellen Vorschlag für ihren Garten oder Wiese holen und somit zu einem globalen, klimapositiven Kunstwerk beitragen. Es stellt auf der Webseite die provokante Frage: Wenn Bestäuberinsekten Gärten entwerfen würden, was würden Menschen sehen?
Was macht das Projekt so besonders?
- Kunst für Insekten: Stellen Sie sich einen Garten vor, der nicht für menschliche Ästhetik, sondern für die Bedürfnisse von Bestäubern entwickelt wurde. Dieses Projekt stellt die Frage: Für wen machen wir Kunst?
- Ein lebendiges Ökosystem: Der Garten, als „lebendige Skulptur“, ändert seine Form mit den Jahreszeiten und stellt ein Miniatur-Ökosystem dar, in dem verschiedene Spezies interagieren.
- Algorithmen-gesteuerte Kunst: Durch den Einsatz von Algorithmen wird die Gartenplanung optimiert, um den Bestäubern die größtmögliche Nahrung zu bieten.
- Beteiligung der Gemeinschaft: Das Projekt ermutigt Individuen, Institutionen und Gemeinschaften, sich zu beteiligen und eigene Versionen dieses Kunstwerks zu schaffen.
- Ein Statement gegen das Artensterben: Der dramatische Rückgang von Bestäuberinsekten ist alarmierend. Dieses Projekt ist ein Versuch, durch Kunst auf die Bedeutung dieser Insekten für unser Ökosystem aufmerksam zu machen und Lösungen anzubieten.
Ginsberg’s Kunstwerk ist nicht nur ein Statement über die Bedeutung von Bestäubern, sondern auch eine Reflexion darüber, was Kunst im 21. Jahrhundert sein kann. Ginsberg erklärt, dass sie Kunst für Bestäuber machen wollte, nicht über sie. In Zeiten der ökologischen Krise fordert sie uns alle heraus, neu zu überdenken, was ein Kunstwerk und sein Publikum sein können. Sie schlägt vor, dass das Publikum eines Kunstwerks mehr als nur menschlich sein kann.
Das Projekt „Pollinator Pathmaker“ ist ein perfektes Beispiel für die Verschmelzung von Kunst, Wissenschaft und Ökologie. Es ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie kreative Kooperationen eine positive Veränderung in unserer Welt bewirken können. Es ist nicht nur eine Hommage an die Bestäuber, sondern auch ein dringender Aufruf zum Handeln und zum Umdenken darüber, wie wir mit der Natur interagieren.
Das Projekt, ursprünglich in Zusammenarbeit mit dem Eden Project und weiteren Partnern ins Leben gerufen, lädt alle ein, sich zu beteiligen und ihren Beitrag zu einem nachhaltigeren, artenfreundlicheren Planeten zu leisten. Einfach auf die Webseite gehen und ein Stück Wiese designen lassen. Mein Gartenteil für Bienen, Hummeln und andere lebenswichtige Gartengäste würde so aussehen – siehe Beitragsbild. Der Betreuer des Kunstwerks in Linz meinte, dass die Idee schon deshalb so genial wäre, weil man sich bei der Bepflanzung seines Gartens viel Zeit spart. Den Pathmaker auf der Webseite mit den Eckdaten des Gartenteils füllen, den Plan ausdrucken und in den nächsten Pflanzenfachmarkt gehen. Das einzige, was der Mensch tun muss, ist pflanzen. Und das Summen der Bestäuber genießen, die sich freuen werden.