Vor vielen Jahren stand ich fasziniert in einem Londoner Geschäft, das regaleweise große Stücken Seife anbot. Sie wurden nach Gewicht verkauft und ihre Präsentation war einfach wunderschön. Fortan wollte ich unbedingt genau so einen Seifenladen eröffnen. Da mir Freunde und Familie einen großen Vogel zeigen und sich besorgt über den Erfolg meiner erträumten Seifenhandlung zeigten, ließ ich das Vorhaben recht schnell bleiben.
Hätte ich mal nicht machen sollen – Seifen erfreuen sich wieder zunehmender Beliebtheit. Flüssigseifen, Naturseifen, Toilettenseifen, Kernseifen, Syndets (seifenfreie Waschstücke)… spätestens wenn ihr einmal die bekannte Seifenkette Lush besucht habt, werdet ihr wissen, dass man mit Seife einfach alles sauber bekommt: Haut, Haare, Wäsche, Haushalt.
Der Klassiker aller Reinigungsmittel liegt längst wieder voll im Trend!
Seife ist eines der ältesten Naturprodukte und wurde bereits vor tausenden von Jahren verwendet. Vor ca. 4.500 v. Chr. setzten die Sumerer eine Vorform von Seife ein – jedoch noch nicht zur Reinigung, sondern als Heilmittel. Erst die Römer entdeckten Seife als kosmetisches Produkt und begannen, sich mit Seife ihr Haar zu bleichen und zu frisieren. Zunehmend mischten sie ätherische Öle wie Lavendel oder Zitrone bei, wodurch Seife sich nach und nach zu einem wohlriechenden Luxusprodukt entwickelte. Bald wurde sie europaweit erst vom Adel, dann auch von der Bevölkerung in den immer beliebter werdenden öffentlichen Badehäusern gerne genutzt.
Im Mittelalter, Zeiten gravierender Seuchen, ging man davon aus, dass Reinigung (u.a. mit Seife) schädlich für die Gesundheit sei und den Körper für Erreger öffne. Kleidung, Tücher und Puder sollten stattdessen den Körper vor Schmutz schützen, Parfüm für die nötige Frische sorgen. Glücklicherweise blieb es nicht bei diesem Irrglauben.
Seife kann auf zwei Arten hergestellt werden: heiß und kalt.
Im Heißverfahren wird aus tierischen Fetten unter Zugabe von Wasser und Pottasche Kernseife hergestellt. Das Gemisch wird in großen Kesseln stundenlang auf Siedetemperatur verkocht – von einem Seifensieder habt ihr sicher schon gehört und wisst jetzt auch, wie sich die Berufsbezeichnung der Seifenmacher herleitet.
Das Kaltverfahren ist zwar einfacher, dauert aber länger. Feste Fette werden vorsichtig geschmolzen. Statt Pottasche wird die Lauge Natriumhydroxid zugegeben, was den entscheidenden Vorteil hat, dass das Glycerin in der Seife enthalten bleibt, das im Heißverfahren in der Regel abgeschöpft wird. Durch Glycerin in einer Seife trocknet die Haut nicht aus.
Leider ist der Beruf des Seifensieders in Deutschland kein offizieller Ausbildungsberuf mehr. Allerdings erlebt das Handwerk in den letzten Jahren eine wahre Renaissance. Viele kleine Seifenmanufakturen bieten handgemachte Seifen an. Privatpersonen rühren ihre selbsthergestellten Seifen zuhause an.
Seifen und Waschstücke sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Das Angebot ist vielfältiger denn je.
Fröhliches Einseifen wünscht Euch
Die Schminktante
Anja