Wenn ich Beauty-Coachings gebe, erzählen mir meine Kundinnen manchmal ganz schön haarsträubende Geschichten über Haut, Haare oder Make-up. Sie haben es irgendwo aufgeschnappt oder sind Mythen aufgesessen, die seit Generationen verbal weitergegeben werden. Lasst uns mal mit einigen dieser Binsenweisheiten aufräumen. Was stimmt und was nicht in Sachen Haarpflege?
Haare wachsen durch regelmäßiges Schneiden und besondere Pflege schneller
Stimmt nicht!
Es wäre so einfach – doch leider hat das Haareschneiden keinerlei Einfluss auf unser Haarwachstum. Unser Haar wächst pro Monat 1-1,5 cm. Weder Schneiden noch eine besondere Pflege können diesen Prozess beschleunigen. Der Eindruck, das Haar würde durch regelmäßiges Schneiden schneller wachsen, entsteht vor allem dadurch, dass es nach einem Besuch beim Friseur gepflegter aussieht. Wenn die dünnen Spitzen abgeschnitten werden, wirkt das Haar griffiger und voller. Deshalb lohnt der regelmäßige Besuch beim Friseur eures Vertrauens!
Jeden Tag das gleiche Spiel: Tägliches Haarewaschen lässt Haar und Kopfhaut schneller nachfetten
Stimmt nicht (mehr)!
Früher waren bestimmte Shampoos tatsächlich aggressiver zur Kopfhaut und regten die Talgdrüsen so zum schnelleren Nachfetten an. Das hat sich im Lauf der Zeit allerdings entscheidend geändert. Zwar muss man fettige Haare häufiger waschen, dadurch fetten sie aber nicht schneller nach. Die Talgproduktion wird von den Talgdrüsen in der Haarwurzel reguliert. Wie fettig das Haar ist, hängt also vom Haartyp ab.
Je mehr Pflege, desto gesünder das Haar
Stimmt bedingt!
Oder auch: Viel hilft nicht immer viel. Am wichtigsten ist es, dem Bedürfnis des Haares nachzugehen. Während fettiges Haar eine sehr milde, talgregulierende Pflege benötigt, nimmt trockenes und sprödes Haar reichlich Pflege auf. Es gilt die passende Pflege zum aktuellen Haarzustand zu finden. Wer gesundes Haar hat, kann diesen Zustand natürlich mit einer passenden Pflege erhalten. Der Markt bietet eine unendliche Produktvielfalt dafür.
Spülen mit kaltem Wasser schenkt glänzendes Haar
Stimmt!
Dieser Trick ist zwar nicht wissenschaftlich belegt, wirkt aber trotzdem. Nach Haarwäsche und Pflege die allerletzte Spülung mit kühlem Wasser durchgeführt, legt die Schuppenschicht ans Haar an. Somit reflektiert das Haar im trockenen Zustand das Licht und glänzt. Außerdem regt es die Durchblutung der Kopfhaut an und erfrischt herrlich.
100 Bürstenstriche für glänzendes Haar
Stimmt bedingt!
Denn durch das Bürsten verteilen sich die Fettmoleküle vom Haaransatz gleichmäßig im Haar. Die Bürste nimmt überschüssigen Talg und verteilt ihn bis in die Spitzen. Und Fett glänzt ja bekanntlich. Dafür genügen aber auch ein paar Bürstenstriche weniger. Mit 100 Bürstenstrichen provoziert ihr Haarschäden durch die mechanische Beanspruchung und das Reißen der Bürste am Haar. Wer sein Haar regelmäßig zu lange bürstet, regt außerdem die Talgproduktion an und fördert fettiges Haar.
Haare wachsen im Sommer schneller als im Winter
Stimmt!
Kaum zu glauben, aber ja – das Haar wächst im Sommer tatsächlich schneller als im Winter. Durch die wärmeren Temperaturen sind die Zellen der Kopfhaut in den sonnenreichen Monaten aktiver. Durch die höhere Zellaktivität wachsen sie im Sommer bis zu 0,5 cm mehr pro Monat. Dasselbe gilt übrigens auch für die Nägel.