Unsere Gestik, Mimik und Körperbewegung werden eines Tages auf Avatare übertragen, mit denen wir uns in einer virtuellen Welt bewegen werden – eine Welt, in der wir einkaufen gehen werden, uns unterhalten und sogar einen medizinische Behandlung vortesten.
2018 hat sich Meshcapade gegründet, aus dem Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme heraus. Das Team arbeitet an einer kybernetischen Revolution – die Gründer wollen Avatare massenentwickeln.
Interesse kommt auch aus der Spieleindustrie
Perfekte Avatare existieren bereits in der Filmwelt, doch die Entwicklung eines solchen Doppelgängers kostet Monate und Millionen von US-Dollar. Meshcapade verkürzt dieses Verfahren. Es modelliert dreidimensionierte Abbilder des Menschen. Die Kerntechnologie hierfür heißt SMPL. „Skinned Multi-Person Linear Model“ lässt einen Menschen realistisch erscheinen und hinterlegt ihn in einem Format, das sich in verschiedene Anwendungen einbinden lässt. Mit Tausenden hochauflösenden 3D-Scans von Menschen hat das Team seine Computer gefüttert. Das Ziel: Sie sollen erkennen, wie Menschen aussehen.
Wer sind die Kunden von Meshcapade?
Das Unternehmen hat von Beginn an Geld verdient, das unterscheidet sie von anderen Start-ups. Die Anfragen kommen aus der Kleidungsindustrie und weil Onlineeinkäufe explodieren, die bestellten Größen jedoch oft nicht passen und zurückgeschickt werden müssen, werden die Risiken reduziert. Mit den Avataren von Meshcapace wird es sich besser einkaufen gehen. Wir werden die Sachen unseren Avataren anziehen, und wenn der der darin herumläuft, können wir ihm zuschauen und ein Gefühl dafür bekommen, wie wir in der Kleidung aussehen.
Auch die Spieleindustrie ist ein dankbarer Kunde. Gamer:innen können ihre Avatare in Spiele einbauen, mit ihrer Gestik, Mimik und Körperbewegung. Dabei geht es Meshcapade nicht um Avatare, die möglichst genau so aussehen wie ihr Original in Fleisch und Blut, es geht nicht um Kopien – sondern sie sollen dem Menschen funktional realistisch entsprechen.
Ein ganz anderes Anwendungsbeispiel kommt aus der Medizin. Ein Physiotherapeut erprobt anhand von Kleinkind-Avataren die Bewegungsmuster von Babys, um so neurologische und motorische Auffälligkeiten zu erkennen. Das kann eine Grundlage für die Entscheidung sein, ob Fachleute zur Untersuchung hinzugezogen werden sollen.
Eine Klinik könnte Avatare bei der Arbeit mit an Mager- oder Fettsucht erkrankten Patienten anwenden. Der digitale Doppelgänger veranschaulicht ihnen Gewicht und Körperbau.
Virtuelle Avatare werden Konzerte geben und als Influencer Werbung für Produkte und Unternehmen machen. Vielleicht begegnen wir eines Tages einem Menschen als Avatar, der in der realen Welt schon längst gestorben ist.