Wie sehen einige der wichtigsten Materialtrends 2022 aus, über die sich die Branche unterhält? Materialien, die den vielseitigen Ansprüchen einer nachhaltig denkenden Gesellschaft entsprechen müssen, rücken in den Fokus von Herstellung und Design. Die Entwicklung neuer Gewebemischungen ermöglicht es, die Vorteile der unterschiedlichen Materialien zu kombinieren und so ein Produkt zu schaffen, das Tragekomfort sowie umweltschonende Fasern vereint.
Hanf-Jeans
Hanf kann die bessere Alternative zu Baumwolle werden, weil es weniger Wasser verschwendet und den Boden nicht vergiftet – und trotzdem tolle Jeans entstehen lässt.
Die Farben sind im Rohzustand ungebleicht und ungefärbt, wodurch das natürliche Gefühl und die weiche Struktur des Materials hervorgehoben werden. Hanf wurde während des Zweiten Weltkriegs wegen seiner extremen Haltbarkeit zu Uniformen verarbeitet. Dass Hanffasern seither nicht schon früher für die Kleidungsproduktion verwendet wurde, liegt primär daran, dass der Ruf der Pflanze über Jahrzehnte hinweg schlichtweg ruiniert war.
Mode aus Hundehaaren
Strickdesignerin und Wissenschaftlerin Ann Cathrin Schönrock und die Textilingenieurin Franziska Uhl produzieren Mode aus der Unterwolle von Hunden, die als Nebenprodukt der Fellpflege anfällt. Die Gründerinnen haben mit Chiengora® das weltweit erste industriell gesponnene Garn am Markt aus Hundewolle entwickelt. Bunte Mützen, oversized Schals, Pullover und weiche Cardigans und auch Hundepullover hat das Jungunternehmen im Angebot. Weitere Garne aus Katzenwolle oder Pferdehaar werden bereits entwickelt.
Veganes Leder
Es gibt veganes Leder, das auf pflanzlichen Fasern basiert. Das Material aus Kork, Pilzfasern, Ananasblättern und Äpfeln sieht nicht nur aus wie echtes Leder, sondern ist oft genauso robust. Die chemische Ledergerbung und -verarbeitung ist aufwendig und umweltschädlich, weil viele gefährliche Chemikalien eingesetzt werden. Zusätzlich will man natürlich auch keine Tiere leiden lassen. Es gibt eine derart unglaubliche Anzahl an Rohstoffen, aus denen veganes Leder hergestellt wird – wir möchten nur einige nennen:
- Ananasleder: Die spanische Designerin Carmen Hijosa hat das Naturleder Piñatex entwickelt. Das vegane Leder wird aus den Fasern der Ananasblätter hergestellt, die bei der Ernte für gewöhnlich im Abfall landen. Das Startup Ananas Anam um Designerin Hijosa bezieht die Blätter von philippinischen Ananas-Bäuer*innen. Hergestellt wird das Material in Spanien und Italien. Bei der Produktion bleibt Biomasse, die zu Dünger oder Biogas wird.
- Apfelleder: Apfelleder wird aus den Überresten der Apfelsaftindustrie hergestellt. Dabei besteht die „Appleskin“ zur 70 Prozent aus zerkleinerten Apfelresten. Die übrigen 30 Prozent des Apfelleders ist Polyurethan (PU), das für zusätzliche Stabilität sorgen soll. Das Gemisch aus den pulverisierten Äpfeln und PU wird auf Baumwollstoff aufgetragen und erhitzt. Dabei verbinden sich die einzelnen Stoffe und werden so zu Apfelleder. Das Material ist vollständig recycelbar. Sneakers aus veganem Apfelleder gibt es bei Noani zu kaufen.
- Kaffeeleder: 2018 brachte die Münchner Marke Nat-2 Sneakers aus Kautschuk und Kaffeeleder auf den Markt. Das Kaffeeleder besteht aus recyceltem Kaffee, Kaffeebohnen und Kaffeeblättern. Je nach Modell besteht der Schuh bis zu 50 Prozent aus dem Kaffeeleder und soll – so die Angabe der Hersteller – angeblich auch ein wenig nach Kaffee duften. Das Kaffeeleder ist nicht nur nachhaltig, es gibt den veganen Schuhen auch einen schönen Wildlederlook.
- Bananenleder: Bananenbäume tragen nur einmal Früchte. Die Bäume werden in der Regel danach gefällt und bleiben als „Müll“ zurück. Das Sneaker-Label Genesis verwendet diese Stämme, um Baumfasern zu fertigen und nutzen sie als Material in ihren Schuhen, z.B. für die Innensohle. Laut Genesis sind Bananenfasern von Natur aus wasserabweisend, schwer entflammbar und reißfest. Und natürlich recycelbar.
- Kakteenleder: Das vegane Leder aus Kakteen ist eine besonders nachhaltige Lederalternative. Das Kaktus-Produkt kommt ohne Kunststoffe aus. Für die Herstellung des Kaktusleders wird der Nopal-Kaktus verwendet, der besonders wenig Wasser braucht. Der Nopal-Kaktus wächst in vielen Gegenden Mexikos – Ziel sollte natürlich sein, dass der ökologische Fußabdruck durch den Import dieser Rohstoffe minimiert wird. Beim Anbau der Kakteen setzt das Label Desserto jedenfalls keine Pestizide oder Herbizide ein. Das vegane Kaktusleder ist atmungsaktiv und widerstandsfähig. Es wird zu Portemonnaies, Kleidung oder sogar Möbel verarbeitet. Amare Antwerp stellt zum Beispiel Taschen aus Kaktus her.
- Traubenleder: Dieses Leder wird aus Rückständen der Weintraubenernte hergestellt. Die Haut, Stiele und Samen von Trauben sowie der Zusatz von Öl werden dabei verarbeitet. Das Label Vegea aus Italien hat sich auf dieses vegane Leder spezialisiert. Aus Weinleder lassen sich zum Beispiel Schuhe, Taschen, Geldbörsen oder Möbel herstellen. Vegea hat unter anderem mit der Modekette H&M kooperiert.