Als ich gestern über den Trailer der US-amerikanische Science-Fiction-Komödie Free Guy stolperte, die gerade in unseren Kinos läuft, wusste ich noch nicht, dass ich heute die Zukunft des Internets damit verbinden würde. Im Film Free Guy spielt der Titelheld Ryan Reynolds die Rolle eines NPC, auf deutsch Nicht-Spieler-Charakters in einem Open-World-Videospiel. Er weiß nicht, dass die Welt, in der er lebt, nicht real ist. Der Zuseher sieht das natürlich sofort, weil den Protagonisten im Film unter anderem Hologramme um die Ohren fliegen.
Durch die reale Welt wie in einem virtuellen Videospiel gehen: das wäre skurril, schräg und laut und voller Adrenalin. Vielleicht wäre es informativ und manchmal auch hilfreich, vor allem, wenn ich mir vorstelle, dass ich durch meine fiktiv bereits eingerichtete neue Wohnung gehen könnte und durch die Bewegung meines Zeigefingers die Farbe des Sofas, das Design der Lampe und das Muster der Tapete ändern könnte.
Heute früh lese ich, dass Facebook an der nächsten Generation des Internets arbeitet. Metaverse heißt es und werde die Zukunft der Teilnahme am öffentlichen virtuellen Raum revolutionieren. Unter „Metaverse“ versteht der Konzern von Mark Zuckerberg eine Welt, in der physikalische Realität mit erweiterter, z.B. Augmented Reality (AR) und virtueller Realität (VR) in einer Cyberwelt verschmelzen. Diese neue, begehbare Version des Internets, wie sieht sie aus?
Man wird im Metaverse alles machen können, was im heutigen Internet auch möglich sei, erklärt Zuckerberg, also zum Beispiel mit Freunden kommunizieren, arbeiten oder einkaufen.
Diese virtuelle Umgebung, in der man mit Menschen in digitalen Räumen zusammen sein kann, soll Nutzern die Möglichkeit geben, sich in Form eines Hologramms an andere Orte zu projizieren. Das Metaversum werde aussehen „wie ein verkörpertes Internet, in dem man sich aufhält, statt es nur zu betrachten.“
Damit man für die Nutzung dieser Sphäre keine neue Hardware anschaffen muss, werden die Nutzer von allen Geräten wie Smartphones, PCs und speziellen Brillen für virtuelle und erweiterte Realitätserfahrungen auf die virtuelle Welt zugreifen können.
Der Begriff Metaverse stammt übrigens vom amerikanischen Schriftsteller Neal Stephenson, der ihn im Jahr 1992 zum ersten Mal in seinem Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ verwendet hat und eine Verschmelzung von physikalischer, virtueller und erweiterter Realität beschrieb.
Facebook betont, dass kein individuelles Unternehmen das „Metaverse“ besitzen und betreiben werde. Wie auch das Internet werde sich das Metaverse durch Offenheit und Interoperabilität auszeichnen.
Facebook will Europa in den Mittelpunkt seiner Zukunftspläne stellen, meinte die Europa-Chefin des Konzerns, Angelika Gifford gegenüber der deutschen Tageszeitung Handelsblatt. In Europa gäbe es einen guten Zugang zu Talenten und einen ausgeprägten Binnenmarkt. Insbesondere sei Expertise im Bereich Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Künstliche Intelligenz (KI) gefragt. Das Tolle an der neuen Arbeitsmarktsituation sei jedoch, dass durch die hybrides Arbeitsweise, die bei Facebook derzeit dominiere, Fernarbeit auch dort für Menschen möglich sei, wo Facebook gar keine Büros habe.
Facebook will die neue digitale Welt auch nicht allein erschaffen, aber eine zentrale Rolle bei der Entwicklung spielen. Mehr als 63.000 Mitarbeiter sollen schon an den dafür notwendigen Technologien arbeiten. In Zürich arbeitet Facebooks Tochterfirma Oculus bereits an VR- und AR-Technologien, die zentral für Metaverse sein werden.
Lange Vorbereitungsphase: Investment in Virtual Reality wird nun sichtbar
Die Weichen für den Weg in die virtuelle Realität hat Zuckerberg schon vor Jahren gestellt. 2014 hat Facebook den VR-Marktführer Oculus für zwei Milliarden Dollar gekauft. Damals sorgte der Deal noch für Aufsehen und Stirnrunzeln. Die Oculus-Headsets galten bis zu Beginn der Pandemie als teures, unhandliches Spielzeug für Technologieliebhaber. Die Zeit der Isolation sorgte für einen großen Zuwachs beim Absatz der Oculus-Geräte. Und mittlerweise wird der Name Oculus zumindest in der westlichen Welt mit Virtual Reality praktisch gleichgesetzt und langsam auch außerhalb von Spielerkreisen wahrgenommen.
Facebook will in der nächsten Internet-Epoche anders Geld verdienen
Zuckerberg will zusätzliche, neue „wirtschaftliche Möglichkeiten“ nutzen. Avatare würden digitale Kleidung und digitale Gegenstände kaufen, die Menschen in den Apps von Ort zu Ort mitnehmen könnten. Der Facebook-Chef prognostiziert, dass Menschen viel Geld ausgeben werden, um ihre digitalen Dinge und Warenbestände zu teleportieren. Wir sind gespannt. Meine Oculus Brille ist schon ganz verstaubt; es wird Zeit, dass sie wieder zum Einsatz kommt.