Viele Angestellte arbeiten noch immer im Homeoffice. Das wird sich auch nicht (mehr) so schnell ändern. Befragungen von FirmenchefInnen zeigen leider eine wachsende Unsicherheit: Arbeiten sie dort auch? So wird der Ruf nach Kontrolle immer lauter und damit auch die Diskussion, was besser ist: Mitarbeiterführung oder Mitarbeiterkontrolle?
Vertrauen ist gut, Kontrolle besser
Das Verlangen, den MitarbeiterInnen auf die Finger zu schauen, ertönt grundsätzlich nicht aus Homeoffice-erprobten Unternehmen. Es stammt von jenen, die in diese neue Form des Arbeitens eher hineingestolpert sind. Viele Unternehmen offerieren seit Jahren flexible Arbeitszeiten als attraktives Leistungsangebot. Dieser eine oder andere Tag im Homeoffice galt bis März diesen Jahres aber vielerorts eher als Ausnahme.
Eine Stepstone-Umfrage ergab, dass zwei Drittel aller Führungskräfte, die künftig kein Homeoffice mehr erlauben wollen, die fehlende Kontrolle der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Grund angaben. Dabei wurde die Leistungskontrolle als Grund geäußert, ob Arbeitsbedingungen im Homeoffice passen würden; und natürlich auch, ob die Leute überhaupt arbeiten.
Keine Fläche zum Verstecken
Das rief Entwickler von digitalen Überwachungssystemen auf die Bildfläche. Sie gehören zu den Gewinnern der weltweiten Krise. ActivTrak, Teramind, Hubstaff und Time Doctor gehören zu den in den USA ansässigen Unternehmen, die Software zur Mitarbeiterüberwachung anbieten. Die Nutzerzahlen von Hubstaff, bereits 2012 in Indianapolis gegründet, sind seit Beginn der Pandemie in die Höhe geschossen. Die Software wird auf Smartphone und Laptop installiert und trackt dann, welche Apps und welche Webseiten die Mitarbeiter aufrufen. Dazu überwacht sie die GPS-Position, Mausbewegungen und Tastaturanschläge der Mitarbeiter und macht überdies in regelmäßigen Abständen Screenshots. Manche Unternehmen greifen sogar auf Spionagesoftware zu.
Bei der Leistungs- und/oder Verhaltenskontrolle durch technische Mittel werden jedoch stets personenbezogene Daten der Mitarbeiter verarbeitet. Dafür braucht der Arbeitgeber zumindest in Europa einen Erlaubnisgrund.
Kontrolle des Logins, des Bewegungsprofils oder der Arbeitsleistung?
Die einfachste Methode der Verhaltenskontrolle ist die Auswertung der Login-Daten der MitarbeiterInnen. Diese zeigen, wann sich ArbeitnehmerInnen in das Netzwerk eingeloggt und wann wieder ausgeloggt haben. Aus diese Daten ergibt sich aber nicht, ob die Person während der Login-Zeit auch tatsächlich gearbeitet hat und vor allem was genau.
Unternehmen beginnen auch damit, MitarbeiterInnen im Homeoffice durch ihre PC-Kameras zu beobachten. Das ist in Europa unzulässig, in anderen Erdteilen nicht.
Manche ArbeitgeberInnen kommen auf die Idee, MitarbeiterInnen mithilfe von Ortungssystemen zu überwachen (übers Diensthandy, GPS oder RFID), die detaillierte Bewegungsprofile erstellen.
Mehr Erkenntnisgewinn für Arbeitgeber verspricht – wie bereits erwähnt – die Überwachung, welche Aktivitäten während der Login-Zeiten erledigt wurden. Hier helfen dem Arbeitgeber sogenannte Logfiles. Das sind Dateien, die das PC-Verhalten des Nutzers automatisch aufzeichnen und so alle Online-Aktivitäten dokumentieren. Dadurch kann etwa der Browserverlauf oder die E-Mail-Kommunikation kontrolliert werden.
Tipps für Chefs gegen den Kontrollwahn
Verabschieden Sie sich bitte von der Idee, Ihre MitarbeiterInnen auf Schritt und Tritt kontrollieren zu müssen. Ohne Vertrauen geht es nicht. Vereinbaren Sie einfach klare Regeln: Von wann bis wann muss der Mitarbeiter erreichbar sein? Erwarten Sie, dass er sich abmeldet, wenn er Pause macht? Wenn ja, wie soll er das tun? Welche Arbeiten soll er genau erledigen? Wie soll er diese präsentieren?
Initiieren Sie täglich ein kurzes 10-15-minütiges Team-Check-in, in dem jede/r mitteilen kann, was sie/er gerade tut und wer welche Aufgabe übernehmen kann.
Es empfiehlt sich, ein Trello Board einzurichten, damit alle sehen, wer gerade woran arbeitet und welche Projekte oder Aufgaben offen und welche erledigt sind.
Immer daran denken: Krisen sind Angebote des Lebens, sich zu wandeln. Man braucht noch gar nicht zu wissen, was neu werden soll. Man muss nur bereit und zuversichtlich sein. Ein schönes Zitat. Ein Reframing der aktuellen Lage hin zur Aufbruchsstimmung würde vielen gut tun.