Kleine Inseln liegen beim Reisen absolut im Trend. Von Europa aus zu empfehlen sind etwa Madeira und die kleine Nachbarinsel Porto Santo, auch Sandkiste des Atlantiks genannt. Madeira ist – gegen die landläufige Meinung – nicht nur für Pensionisten ein Paradies. Und Porto Santo punktet natürlich vor allem mit seinem riesigen Sandstrand. Diesem verdankt es auch den Beinamen „Goldene Insel“.
Sowohl Madeira als auch Porto Santo gehören zu Portugal. Vor genau 600 Jahren entdeckten portugiesische Seefahrer Porto Santo. Auf der „Goldenen Insel“ gibt es bis heute keine protzigen Hotelburgen. Hochhäuser auch nicht, niemand darf höher als drei Stockwerke bauen. Die Bewohner legen großen Wert darauf, Altes zu bewahren und den Charakter der kleinen Insel nicht zu verändern.
Vor etwa 14 Millionen Jahren entstand Porto Santo, dessen vulkanische Ursprünge am Berghang des Pico de Ana Ferreira sichtbar werden. Vor Urzeiten sprudelte hier die glühend heiße Lava zu Tage. Später erkaltete die Masse und hinterließ eigentümliche Steinsäulen.
Heute wird Porto Santo auch als Madeiras kleine Schwester bezeichnet. Geschwister, deren Landschaftsbild kaum kontrastreicher sein könnte. Während die Blumeninsel Madeira in üppigem Grün schwelgt, zeigt das etwa 42 Kilometer nordöstlich liegende Porto Santo karge Felsformationen ohne nennenswerten Baumbestand. Sobald die Sonne auf die kahlen Berge scheint, schimmern die felsigen Steilhänge in Gelbgold.
Dieselbe Farbe hat auch der Sandstrand der „Ilha Dourada“, wie die Einheimischen ihre goldene Insel nennen. Die meisten Urlauber kommen als Badegäste auf die Vulkaninsel. Der lange Sandstrand auf der Südseite der Insel zählt zu Europas größten Sandkisten. Neun Kilometer lang und bis zu 50 Meter breit zieht sich der Campo de Baixo – Sand, soweit das Auge reicht mit einer flach abfallenden Brandungszone. Azurblau schimmert der Atlantik, der sich im Hochsommer auf etwa 24 Grad erwärmen kann.
Wissenschaftler der Universitäten im portugiesischen Aveiro und in Oslo haben eine heilende Wirkung der feinen Sandkörner festgestellt, die reich an Kalzium, Magnesium, Strontium, Phosphor und Schwefel sind. Durch diese spezielle Beschaffenheit soll der Sand die Beschwerden rheumatischer Gelenks-, Muskel- und Hauterkrankungen lindern.
Die meisten der 5.500 Insulaner sind im beschaulichen Hauptort Vila Baleira zu Hause. Hier hatte sich einst auch der berühmteste Einwohner niedergelassen: Christoph Kolumbus lebte vor über 500 Jahren auf Porto Santo. 1479 heiratete der Genueser Seefahrer hier Dona Filipa de Perestrelo e Moniz, die Tochter des Inselgouverneurs. Nach dem Honeymoon auf Porto Santo blieb er einfach dort, erzählt man sich.
In die Gegend war er eigentlich gekommen, um Zucker aus Madeira ans Festland zu bringen. Und Zucker spielt noch immer eine wichtige Rolle für Madeira – vielerorts steigen Rauchwolken in den Himmel, weil fleißige „Engenhos“ Rum und Likörwein produzieren.
Aber nicht nur dafür zahlt sich ein Besuch in Madeira aus. Schon allein der Landeanflug auf einer Piste direkt über dem Meer verspricht Abenteuer pur. Und tatsächlich ist die Insel nicht nur für Senioren, die sich für das jährliche Blumenfest in der Hauptstadt Funchal interessieren, ein perfekter Urlaubsort.
Madeira ist kleiner als Vorarlberg, in ein paar Auto-Minuten erreicht man jeden Ort. Je nach Lust und Laune kann man in einem Strandcafe beobachten, wie die Wellen gegen die Felsen der Steilküsten schlagen und meterhoch spritzen. Oder man kann die meist flachen Wanderwege entlang der Bewässerungskanäle (Levadas) entlangspazieren. Dabei findet man bestimmt irgendwo einen wunderschönen Wasserfall, frische Kräuter und andere erstaunliche Pflanzen. Oder man schlendert durch die engen Gassen von Funchal und gönnt sich ein richtig gutes Abendessen – am besten irgendwo in der Nähe des bunten Marktes.
Bei Touristen besonders beliebt sind die Lava-Pools in Porto Moniz auf der Nordseite der Insel. Einfach Badehose mitbringen, wenn möglich auch eine Taucherbrille. Unter Wasser befinden sich unendlich viele Muscheln an den Felsen. Das Wasser ist kühl, aber total ruhig. Nur ab und zu schwappt mit einer Riesenwelle wieder frisches Meerwasser in die natürlichen Pools. Für wanderfreudige Österreicher bietet sich natürlich auch die Erstürmung des 1.862 Meter hohen Pico Ruivo an. Vom höchsten Punkt der Insel hat man an schönen Tagen einen wunderschönen 360-Grad-Blick über die Insel – vielleicht sogar bis Porto Santo.