In Österreich sind wir in der glücklichen Lage, dass wir viele wunderschöne Wälder haben. In der Freizeit suchen immer mehr Menschen Erholung zwischen den großen Bäumen – Erholung vom anstrengenden Arbeitsalltag und dem ganzen Stress. Für viele ist es ganz natürlich, in den Wald zu gehen und dort zur Ruhe zu kommen. Aus Fernost kommt jetzt ein Trend, der sich aus einer alten Heilmethode entwickelt hat. In Japan ist es nämlich total anerkannt, im Wald Energie zu tanken. Auch bei uns springen Hotels und Reiseveranstalter nun auf diesen Zug auf und schicken ihre Gäste zum Baden in den Wald. Wellness unter Bäumen, das verspricht Entschleunigung pur.
Shinrin Yoku sagt man in der japanischen Sprache, mit „baden in der Waldatmosphäre“ könnte man es auf Deutsch übersetzen. Oder einfach Waldbaden. Und wie funktioniert das? Naja, die Leute werden dazu einfach in den Wald geschickt. Menschen mit Burn-out müssen zum Beispiel gefällte Bäume schleppen und lernen dabei, sich selbst und ihre Umwelt wieder zu spüren. Gegessen und getrunken wird nur das, was der Wald hergibt. So werden die Aufgaben auf das Wesentliche reduziert – und die Menschen verbinden sich wieder mit der Natur und mit sich selbst.
In unseren Breitengraden geht es beim Besuch im Wald mehr um eine entschleunigende Freizeiterholung. Das Walderlebnis soll als Form des Wellness-Urlaubs die Batterien wieder aufladen. In Deutschland und im Alpenraum gibt es zahlreiche Waldbaden-Angebote, oft kombiniert mit Yoga, oft einfach als Wellness-Aktivität mit einer Hängematte zwischen zwei Bäumen. Baumwipfelpfade bringen Besucher in Höhen, von denen sie sonst nur träumen können. Aufpassen muss man dabei nur, dass man sich als Mensch den Wald nicht als Erlebnisraum zu eigen macht, immerhin ist er das natürliche Zuhause vieler Tiere.
In Österreich entstressen Angebote verschiedener Hotels bei mehrstündigen Workshops im Wald. Auch Tipps zur Verwendung alter Heilmittel werden dabei weitergegeben. In der Schweiz führt Waldbaden zum Beispiel an einen Wasserfall. Wandern, gehen, spazieren im Wald, ganz in Ruhe ohne Sprechen. Den Wald mit allen Sinnen erleben, barfuß über die Wurzelwege marschieren. Die Angebote werden immer mehr, was ganz klar zeigt: Erholung im Wald ist ein absoluter Trend.
Aber beim Waldbaden geht es nicht darum, einen Baum zu umarmen. Da steckt schon mehr dahinter. Langsam laufen, sitzen, sich an einen Baum lehnen, erinnern, träumen und die grüne Atmosphäre mit allen Sinnen aufnehmen – das bringt den Geist zur Ruhe. Und um das Gesundheitspotenzial des Waldes für sich zu nutzen, braucht es auch kein organisiertes Waldbaden. Einfach tief atmen und bewusst im Hier und Jetzt sein, das reicht.
Waldluft ist nämlich staubarm, enthält kaum Reizgase und ist angereichert mit flüchtigen Verbindungen aus Bäumen, Moosen, Flechten und Pilzen, aber auch mit Mikroorganismen und Sporen. Diese Mischung gilt als gesundheitsfördernd – daher: Ab in den Wald!