Vitamine sind wichtig, das wissen wir alle! Die Österreichische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt drei Portionen Gemüse bzw. Hülsenfrüchte und zwei Portionen Obst pro Tag. Aber wie soll man das schaffen?
Im hektischen Alltag bleibt vielen Menschen kaum Zeit für ausgedehnte, warme Mahlzeiten – nicht zuletzt deswegen hat sich in den vergangenen Jahren der Trend von „Obst als Pulver“ entwickelt.
Algen, Spinat, Mango oder Brennnesseln als Pulver – das klingt zwar nach Astronautennahrung, man kann die Präparate aus der Drogerie oder dem Supermarkt aber ganz einfach in Smoothies rühren, übers Müsli streuen oder damit backen. Die Hersteller versprechen viele gesunde Nährstoffe bei minimalem Aufwand. Und wer die bunten Sackerl und Dosen kauft, tut angeblich sogar etwas gegen die Lebensmittelverschwendung. Genau aus diesem Grund gibt es zum Beispiel das Start-up FoPo aus der deutschen Stadt Bremen. Die Jungunternehmer sagen dem Problem vieler weggeworfener Lebensmittel mit ihrem Pulver den Kampf an. Bei ihnen gelangen nur hässliche Früchte ins Sackerl. Sie kaufen Bauern auf den Philippinen, in Israel und bald auch in Kenia unförmige Mangos, zu stark gebogene Bananen und Avocados mit kleinen Makeln ab, die diese sonst nicht losgeworden wären. Die aussortierten Früchte werden vor Ort gefriergetrocknet, pulverisiert und per Schiff nach Europa transportiert. Die Pulver werden von Leuten gekauft, die keine zwei Portionen frisches Obst am Tag schaffen. Hauptsächlich Singles, bei denen die Hälfte der großen Obstpackungen oft im Müll landet, finden das Pulver ziemlich praktisch.
Ziemlich kritisch hingegen sehen Ernährungsexperten den Trend. Ihnen zufolge geht der Genuss verloren und auch das Geschmackserlebnis verändert sich. Obst und Gemüse enthalten viel Wasser, haben also viel Volumen, weshalb sie trotz geringem Kaloriengehalt gut sättigen. Die Pulver haben diesen Vorteil nicht. Außerdem gehen wertvolle Inhaltsstoffe verloren. Beim Obst als Pulver ist oft von „Gewissensberuhigung“ die Rede. Außerdem sind die Pulver mit Sicherheit sogar teurer als echtes Obst. Auch das Geschmackserlebnis ist ein anderes. Beim Verarbeiten gehen Aromen verloren, dafür wird für die Lebensmittelpulver oft Zucker verwendet, was unnötige Kalorien bedeutet.
Auch wenn die Auswahl an Pulvern in den Supermärkten immer größer wird – von Aroniabeere über Löwenzahn bis Weizengras -, ist echtes, frisches Obst für eine gesunde Ernährung wohl kaum zu ersetzen. Die Österreichische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt jedenfalls, Obst und Gemüse „möglichst frisch, roh oder nur kurz gegart oder gelegentlich als Saft“ zu sich zu nehmen. Von Pulver ist da keine Rede.