Eine Reise steht bevor, die Vorfreude wird immer größer. Man will eintauchen in fremde Kulturen, neue Länder kennenlernen und mit Einheimischen in Kontakt kommen. Alles aufsaugen und richtig spüren, Momente für die Ewigkeit erleben und schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen. Aber wie? Indem man in einem Hotel absteigt und nur beim Essen bestellen mit anderen Menschen in Kontakt kommt? Sicher nicht. Die perfekte Möglichkeit, Land und Leute richtig kennenzulernen, bietet der sogenannte „Homestay“. Dabei wohnen Reisende ein paar Tage bei Gast- oder Austauschfamilien und bekommen dort einen Einblick in das wahre Leben der Menschen im Reiseland.
Dabei ist das Prinzip der Homestays gar nicht neu: Was für Tausende von Austauschschülern und -studenten schon seit Jahrzehnten Normalität ist, wird unter anderem durch das Internet nun auch für Urlauber zunehmend interessant und tourismustauglich. Mittlerweile gibt es einige Online-Plattformen, die sich die Vermittlung von Gastfamilien an Reisende auf die Fahnen geschrieben haben. Homestay.com ist derzeit die bekannteste unter ihnen, aber auch kleinere, regionale Anbieter verfolgen das Geschäftsmodell: Reisende wohnen eine Zeit lang bei einem Gastgeber, von einer Nacht bis zu mehreren Monaten ist alles möglich. Je nach Arrangement isst man zusammen, macht Ausflüge oder hilft im Haushalt mit. Für die Unterkunft zahlt der Gast einen Übernachtungspreis, teilweise kosten die Mahlzeiten extra.
Das Konzept ähnelt dem Couchsurfen, bei dem Reisende bei Gastgebern schlafen, die ihr Sofa, Gästebett oder ein Zimmer zur Verfügung stellen. Auch hier besteht die Idee darin, mehr von Land und Leuten zu erfahren, als das in Hotels oder Hostels normalerweise möglich ist – allerdings kostenlos.
Beim Homestay jedoch wird die Möglichkeit zum Eintauchen in den fremden Alltag gegen Geld verkauft. Wer hingegen mutig genug ist, sich auch in entlegenen Gegenden der Welt herumzufragen und spontan nach einer Übernachtungsmöglichkeit bzw. einem Homestay zu bitten, braucht keine Gebühren zu bezahlen und kann mit unvergesslichen Erlebnissen belohnt werden. Schnell sitzt man da einmal bei einer peruanischen Familie im karg eingerichteten Wohnzimmer, im TV läuft ein Hollywood-Streifen, die Mutter versorgt gleichzeitig zwei Kinder und kocht noch für ein paar Arbeiter, im Hof quieken die zum Verzehr gedachten Meerschweinchen, der Haushund bellt und streicht einem um die Beine, während man mit dem Sohn der Familie eine Runde UNO spielt. Ihn freut’s weil er sonst keine Spielsachen hat, man selbst wird wieder daran erinnert, wie gut es einem eigentlich geht.
Seine Ursprünge hat der Homestay in Austauschprogrammen von Schulen und Unis. In Gastfamilien sollen Fremde nicht nur die Sprache schneller lernen, sondern auch in die Kultur eingeführt werden. Reisen, ohne mit den Einwohnern in Kontakt zu treten, bringt einem vielleicht schöne Fotos, aber keine bereichernden Momente der Begegnung.
Mitbringen muss man als Gast neben Offenheit für die andere Lebensweise eine gewisse Anpassungsfähigkeit. Nicht immer findet man sich in einer Luxus-Herberge wieder, deshalb ist das Konzept sicher nicht für jeden Reisenden zu empfehlen. Aber in den Gastfamilien finden sich meistens auch sehr offene Menschen – nicht jeder traut sich zu, ständig fremde Personen bei sich wohnen zu lassen. Wenn beide Seiten unvoreingenommen aufeinander zugehen, haben beide etwas davon: Der eine lernt ein neues Kartenspiel kennen, die anderen erhalten eine Bleibe und großartige Erinnerungen.