Beim Spaziergang entlang der Via dei Condotti, Roms Nobelmeile fühlte ich mich letzte Woche wie ein Kind, das im Zuckerlgeschäft auf und abläuft und begeistert die bunten Verpackungen, wunderschönen Dekos und tolle Ware bestaunt. Ich blickte auf Schaufenster, wie sie immer gestaltet werden sollten: als immersive Bühnen, die Geschichten erzählen. Denn das sind sie: Theaterbühnen von Marken, die sich inszenieren und einladen, einzutreten. Denn das wollen die Läden schließlich: verkaufen.
Ich stehe hinter der These, dass keine wie auch eine schlechte Inszenierung einer Schaufensterauslage den Konsumenten davon abhalten, den Laden zu betreten. Die „Ich zeige, was ich habe“ – Strategie jener Unternehmen, die Alltagsgüter in Auslagen stopfen, schaffen erwiesenermaßen keine Hingucker.
Luxusmarken wie Gucci, Prada und Dior setzen auf eine faszinierende Mischung aus traditionellem Handwerk und Szene-Sets, die Flaneure, Besucher Roms wie auch Einheimische auf die Bühne dieser Erzählung einladen.
Schauen wir uns mal an, auf welche Designtrends die Visual Merchandiser, wie sich der Beruf der Schaufenster-Theaterbühnen-Designer im Fachjargon nennt, diese X-Mas Saison 2024 in Rom setzen:
Aktuelle Trends November/Dezember 2024
- Theatralische Inszenierungen
Elektrisch betriebene Objekte und funkelnde Lichtelemente ziehen die Blicke fast automatisch ins Schaufenster. Besonders beliebt sind winterliche Szenerien mit nostalgischem Flair und romantische Settings, die Wärme, Familienidylle und Feierlichkeiten ausstrahlen. - Monochrome Eleganz
Ein dominierendes Farbthema dieser Saison ist Weiß in all seinen Schattierungen – von strahlendem Schneeweiß bis zu warmem Elfenbein. Grundsätzlich stehen farblich reduzierte Paletten für Eleganz und Zeitlosigkeit. Kombiniert mit Gold-, Spiegel- und Kristallakzenten entstehen minimalistische, aber luxuriöse Kulissen, die perfekt zur festlichen Jahreszeit passen. - Nachhaltigkeit als Designmerkmal
Upcycling wird auch in der Nobelmeile sichtbar. Accessoires werden vor Kulissen aus recyceltem Glas, Filz, Plastik und unkonventionellen Materialien, wie ausgedienten Fischernetzen und geschorenen Hundehaaren präsentiert. Diese Ästhetik verbindet Ethik und Luxus. - Haptische Details – Natur, Tiere & Märchen:
Texturen werden zu Hauptakteuren in der Inszenierung. Organische Formen, florale Muster und fantasievolle Elemente dominieren. Die Stimmung ist märchenhaft und luxuriös, mit einem Fokus auf künstlerischen Details. - Opulenz trifft Minimalismus: Kontraste zwischen zurückhaltenden Designs und aufwendigen Installationen prägen die Ästhetik.
- Interaktive & festliche Elemente: Objekte, wie kleine Riesenräder oder Karussellelemente, die oft elektrische Elemente beinhalten, schaffen das Gefühl von Nostalgie und wecken Emotionen.
Die Schaufensterdesigns in Metropolen rund um den Globus bieten zur Weihnachtszeit faszinierende Einblicke in unterschiedliche kulturelle Inszenierungen von Luxus und Festlichkeit.
Während Rom auf eine Mischung aus zeitloser Eleganz, skulpturalen Installationen und nostalgischem Charme setzt, zeigen die Schaufenster in New York interaktive, themenbezogene Erlebnisse und integrieren lokale Geschichten, popkulturelle Referenzen und Designerkollaborationen. Dieses Zusammenspiel von Innovation und Kultur macht die Schaufenster in beiden Metropolen zu visuellen Meisterwerken.
Ich analysiere Schaufensterauslagen, seit ich denken kann. Als Tochter einer Schaufensterdesignerin bin ich früh mit der Thematik in Kontakt gekommen. Ich mag diese Bühnen im öffentlichen Raum und hoffe, dass sie fortwährend ihren Platz inmitten von Städten finden. London, New York, Paris, Rom und viele andere Städte schaffen ein wunderbares Flanier-Spektakel, dessen Betrachtung – gerade in der Vorweihnachtszeit – eine Reise wert ist.