Vor kurzem sorgte ein junger Bewerber bei Germany’s Next Topmodel für Aufsehen: Er trug eine Perlenkette. Was früher als typisch weibliches Accessoire galt, spricht sich nun in der Männerwelt herum. Befinden wir uns inmitten eines neuen Trends?
Genderfluide Mode und Accessoires
Wir beobachten seit einigen Jahren eine zunehmende Auflösung von Geschlechtergrenzen in der Mode, seit Labels wie Gucci oder Saint Laurent androgyne Looks präsentieren, die sowohl von Männern als auch von Frauen getragen werden können.
Perlen als Symbol der Rebellion
Männer tragen Röcke, Frauen tragen Anzüge – die Grenzen verschwimmen. Perlen waren lange Zeit ein Symbol für Weiblichkeit und Eleganz. In den 1980er Jahren wurden sie jedoch von der Punk-Bewegung als Zeichen der Rebellion gegen gesellschaftliche Normen adaptiert. Heute tragen auch junge Männer Perlen als Ausdruck ihrer Individualität und ihres Selbstbewusstseins.
Weitere Trends, die die Grenzen aufweichen
Neben Perlenketten gibt es noch weitere Trends, die die genderspezifische Mode und Accessoires zwischen den Geschlechtern aufweichen:
Männer tragen Schmuck: Ringe, Armbänder und Ketten sind nicht mehr nur Frauensache, z.B. ist der Ohrring bei Männern zurück: Ja, das „Flinserl“ oder der Ohrring bei Männern erlebt tatsächlich ein Revival und ist zu einem auffälligen Trend in der Männermode geworden.
Frauen tragen Sneaker: Sneaker sind längst unisex und werden sowohl von Männern als auch von Frauen getragen.
Unisex-Kleidung: Immer mehr Labels bieten Kleidung an, die sowohl von Männern als auch von Frauen getragen werden kann.
The Flinserl is back
Der Mann mit Flinserl ist Teil einer breiteren Bewegung geworden, die sich in den letzten Jahren verstärkt hat. Von dezenten Steckern bis hin zu auffälligen Creolen und Diamanten – die Vielfalt des Designs ermöglicht es Männern, Schmuck zu finden, der zu ihrem persönlichen Stil passt. Die wachsende Akzeptanz von genderfluiden und nicht-binären Styles hat dazu geführt, dass Männer sich freier fühlen, Schmuck zu tragen, der traditionell als weiblich angesehen wurde. Dies hat die Tür für mehr Experimentierfreudigkeit im Bereich der Männeraccessoires geöffnet.
Vorreiter aus dem deutschsprachigen Raum
Für einige Designer spielt der Geschlechteraspekt bei der Gestaltung von Kleidung keine Rolle mehr. Sie entwerfen nicht mehr für Männer- und Frauenkleidung, sondern für bestimmte Zwecke und Körperregionen. Es geht ihnen nicht mehr darum, Kleidung Mann oder Frau zuzuordnen, sondern um die Vermischung der Geschlechter in der Mode.
Genderfluides Design – von minimalistisch bis extravagant
Unterschiedliche Ansätze, wie Mode geschlechtsunspezifisch funktionieren kann, spiegeln sich auch in den verschiedenen Designs von geschlechtsneutralen Labels wider. Minimalistische Mode zeigen die Gründerinnen von UY Studio aus Berlin-Neukölln, die hautcouture-erfahrene Französin Aurelia Paumelle in Prenzlauer Berg und Kolo Berlin, die auch bei ihrer Streetwear auf saisonale Trends verzichten. Esther Perbandt, eine Berliner Designerin, deren genderneutrale Kollektionen die Grenzen zwischen männlich und weiblich verwischen.
Die in Neukölln lebende New Yorkerin Olivia Ballard will Geschlechterkategorien nicht auflösen, sondern spielt mit genderfluiden, aber femininen Entwürfen. Und Labels wie LML Studio und Impopsible zum Beispiel schaffen unabhängig vom Geschlecht eher extravagante tragbare Kunstwerke.
Österreichische Modelabels, die sich durch ihre Arbeit im Bereich der genderfluiden Mode hervorgetan haben sind Stapf, Meshit, Pitour und Superated.
Die Zukunft der Mode
Die Auflösung von Geschlechtergrenzen in der Mode ist ein Ausdruck einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Menschen möchten sich freier ausdrücken und nicht durch starre Kategorien definiert werden. Die Zukunft der Mode zeigt noch mehr Labels, die Designs entwerfen, die genderfluid, vielfältig und individuell sein werden.
Hier sind einige geschlechtsneutrale Trends, die 2024 in den Vordergrund rücken werden:
- Fließende Silhouetten
Im Jahr 2024 erwarten wir eine Zunahme von Kleidungsstücken mit fließenden Silhouetten. Designer experimentieren mit asymmetrischen Schnitten, drapierten Stoffen und lockeren Passformen.
- Kräftige Farben und Muster
Von der Vorstellung, dass bestimmte Farben oder Muster nur einem bestimmten Geschlecht vorbehalten sind, wird man sich endlich verabschieden. Wir sehen eine Entwicklung hin zu mutigen, leuchtenden Farben und auffälligen Mustern, die sich über die herkömmlichen Geschlechternormen hinwegsetzen, z.B. Polka-Dots geometrische Mustern.
- Androgyne Schneiderei
Designer gestalten klassische Anzüge, Blazer und Hosen, aber ganz neu interpretiert. Wie das aussehen wird: stay tuned, wir werden darüber berichten.
- Geschlechtsneutrale Accessoires
Von auffälligen Uhren über Unisex-Taschen bis hin zu vielseitigen Hüten: Modebegeisterte haben viele Möglichkeiten, ihren Stil auszudrücken, ohne sich an geschlechtsstereotype Erwartungen zu halten.