Singles und Senioren verbringen Weihnachten oft alleine. Das kann nicht nur am Heiligen Abend, sondern schon in den Wochen davor für viel Traurigkeit sorgen. Meine Mutter ist im Herbst vor einem Jahr gestorben, das ist unser zweites Weihnachten ohne sie. Manchmal ist es schwer für meinen kleinen Sohn und mich, wenn wir in Familienfilmen die Feierlichkeiten mit Großeltern, Eltern, Geschwistern und Kindern sehen. Da vermissen wir die Zeit mit unserer Omi am meisten.
Große Wünsche und hohe Erwartungen
Für viele Menschen bildet Weihnachten das Jahresfinale und den höchsten Festtag im Jahresverlauf. An diesen Tagen soll alles perfekt sein. Schon Wochen vorher werden erste Vorbereitungen getroffen und Pläne geschmiedet. Besonders in der Vorweihnachtszeit ist nahezu alles auf Heiligabend ausgerichtet. Meist gehen allzu hohe Erwartungen und Wünsche damit einher, die oftmals nicht erfüllt werden. Kommen dann noch Streitigkeiten in der Familie dazu, wird aus der angestauten Gefühlssammlung – bestehend aus Stress, Überforderung, Enttäuschung usw. – schnell ein explosives Gemisch. Noch zu Beginn des neuen Jahres fallen viele Menschen in ein emotionales „Loch“. Gerade Frauen sind unter den Betroffenen zu finden, da vor allem sie es sind, die sich um die Weihnachtsvorbereitungen kümmern, sich viele Gedanken rund um Geschenke machen, alles einkaufen und dekorieren.
Die Entlastungsdepression
Für Psychologen ist das Loch nach Weihnachten nichts Außergewöhnliches. Eine Entlastungsdepression, wie sie diese Gefühlslage nennen, ist eine typische Begleiterscheinung, die mit der Entlastung infolge einer anstrengenden, belastenden Zeit einhergeht. Das ist vergleichbar mit einer wichtigen Prüfung, die man mit Bravour gemeistert hat. Nur lässt sich das Hochgefühl – bedingt durch Hormonausschüttungen – nicht so richtig einstellen. Das führt oft zu Irritationen: Warum fühlt man sich nicht blendend – das Fest und alles drum herum war doch schön? Und war es nicht den Erwartungen entsprechend, sondern im Gegenteil chaotisch und frustrierend, so sind die Enttäuschung und die vergeudete Kraft umso augenfälliger. Warum tue ich mir das jedes Jahr an? Warum stecke ich so viel Energie hinein, die sowieso keiner zu schätzen weiß?
Weihnachten, negative Gefühle & Einsamkeit
Weihnachten ist ein gesellschaftlich hoch aufgehängtes und emotional hoch aufgeladenes Fest. In Filmen und Werbung fallen sich Familien und Freunde freudestrahlend in die Arme, Freudentränen fließen und man sitzt bis weit in die Nacht munter plaudernd zusammen, spielt Brettspiele, lacht, hört gemeinsam Musik – überall nur Herzen und gute Vibes.
Während sich die einen diesem Bild hingeben und mit aller zur Verfügung stehenden Energie das Fest gesellschaftlich konform inszenieren (und dabei Gefahr laufen, der oben genannten Entlastungsdepression zu unterliegen), treibt diese emotionale Aufladung andere erst recht in einen krisenartigen Zustand.
Negative Gefühle sind dann total fehl am Platz – Weihnachten wird doch als glückseliges, freudiges Fest gepriesen. Insbesondere für einsame Menschen wird Weihnachten so schnell zur Herausforderung. Die Einsamkeit wird dann besonders augenfällig und belastend.
Weihnachtsenttäuschungen vorbeugen
Um Stress und Enttäuschung möglichst gering zu halten, sind die folgenden Tipps ratsam:
- Versuche, Deine Erwartungen an das Fest realistisch anzugehen: Sprich in der Familie über Deine Vorstellungen und Wünsche und reduziere belastende Aufgaben: Auf welche Rituale kann verzichtet werden? Wollen wir wirklich allen oder nur den Kindern etwas schenken?
- Stelle Deine eigenen Ansprüche infrage. Es muss nicht immer so perfekt sein.
- Schenke Dir Raum für Rückzugsmöglichkeiten. Das beugt Aggressionen und Streitigkeiten vor.
- Nimm Kontakt zu Menschen auf, die an Weihnachten einsam sein werden und frage, wie es ihnen geht.
- Wenn Du selbst einsam bist, suche Ideen, wie Du den Tag oder den Abend gemeinsam mit anderen verbringen könntest.
Ideen gegen den Weihnachtsblues
Der Winterblues lässt sich meiner Erfahrung nach vor allem mit viel Humor ertragen.
Nimm Dir vor, jeden Tag im Advent zu lachen. Warum nicht ein lustiges Kabarett anschauen? Das geht auch auf der Couch, weil viele Kabaratt Shows auf Youtube gestellt werden, wie z.B. Thomas Stipsits Kabarettprogramm „Stinatzer Delikatessen – Quasi ein Best Of“:
Dieter Nuhr:
Peter Klien:
Oder das sehr geniale Browser Ballett, ein deutsches Satire-Format. Als Online-Show wird es seit 2016 vom deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunk beauftragt und zeigt auf Facebook, YouTube, Twitter und Instagram Sketche, Kurzfilme, Aktionen, Spiele und Bildwitze. Ich habe die besten Clips rund um Weihnachten für Euch zusammengesucht. Viel Spaß und Fröhliche Weihnachten!