Wie jedes Jahr treffen sich die Repräsentanten kleiner bis großer Modemarken, um sich über die Zukunft der Branche auszutauschen. Folgende Gedanken werden 2022 diskutiert:
Community-basiertes Wachstum
Geschäftsmodelle können in der Modebranche zukunftssicher sein und dabei Nachhaltigkeit vorantreiben, meinen CEOs kleiner und mittelgroßer Modemarken. Alte Wachstumsmodelle würden nicht mehr funktionieren, weil der Konsum selbst infrage gestellt werde. Deshalb setzen Labels zunehmend auf das Wachstum ihrer Community, die sich verstärkt mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen, anstatt die Ausweitung ihrer Produktpalette voranzutreiben. Ob dieses Geschäftsmodell mittelfristig rentabel ist, wird sich zeigen.
Right To Repair
Reparaturinitiativen vermeiden Müll und sparen CO2. Die Europäischen Kommission hat im Januar 2022 die Initiative Right To Repair angekündigt. Sie will den Verbraucher:innen Kosten sparen, Unternehmen dazu motivieren, langlebige, qualitativ hochwertige Designs zu entwickeln, und die Entwicklung von einer Wegwerfgesellschaft zu einer Kreislaufwirtschaft fördern. Um dies zu ermöglichen, müssen Produkte reparierbar gestaltet sein. Weiters müsste der Zugang zu Ersatzteilen und Reparaturhandbüchern garantiert werden. Und es müsste eine Infrastruktur geschaffen werden, die professionelle Reparaturen ermöglicht. Haben Sie einen Schneider innerhalb von 5 Gehminuten?
Innovative Textilienentwicklung
Vor kurzem wurde medial viel über das Unternehmen Rubi Laboratories berichtet, das kohlenstoffnegative Textilien im Labor produziert. Kohlenstoffnegative Textilien sind ein Magnet für die Modebranche, weil die Möglichkeit, Textilien aus Treibhausgasen herzustellen und Kohlenstoff zu binden, anstelle diesen freizusetzen, eine Revolution für die Branche wäre. Textilien aus Kohlendioxid zu tragen, hört sich zwar mäßig attraktiv an; aber denkt an Plastik, aus dem Bettwäsche produziert wird.
Leila und Neeka Mashouf wollen mit ihrer Marke Rubi Zellulosetextilien aus Kohlendioxid herstellen. Sie behaupten, einen kohlenstoffnegativen Viskoseersatz produzieren zu können. Die herkömmliche Viskoseherstellung ist nämlich nicht nur kohlenstoffintensiv als auch hochgiftig. Immer mehr Konsument:innen verstehen, dass ihr Körper, der in hochgiftig produzierte Textilien gehüllt ist, krank werden kann.
Neben Rubi gibt es das in Kalifornien ansässige Unternehmen Newlight Technologies, deren Material Aircarbon als kohlenstoffnegativer Ersatz für Plastik und Leder beschrieben wird. Das wird für Marken wie Nike getestet.
Expert:innen kritisieren jedoch, dass noch vieles ungeklärt ist, bevor Materialien zur Kohlenstoffbindung als echte Lösung angesehen werden können. Dazu gehören diese Fragen:
- Wo und wie wird das Methan oder Kohlendioxid gewonnen?
- Wie schneidet der neue Stoff im Vergleich zu dem Material ab, das ersetzt werden soll?
- Wer ist für die Kohlenstoffbilanzierung verantwortlich?
- Kann das neue Material in einem Kreislaufmodell für Mode existieren?
Landwirtschaft im Labor
Wenn das tatsächlich machbar ist, kann man Fasern und Kleidung herstellen, ohne die Ressourcen dafür auf den Feldern anzubauen. So könnte man die Landwirtschaft schonen.