Gerade hat im Osten der USA etwas begonnen, das sich nur alle 17 Jahre wiederholt: Eine Invasion von Zikaden. Was viele im Sommerurlaub in mediterranen Gegenden als Sound des Südens ganz idyllisch finden, ist für die Amerikaner gerade eine Plage.
90 Dezibel lautes Zirpen
Zikaden zirpen nämlich extrem laut. Milliarden Insekten auf einen Haufen wird zum Höllenlärm. Das Rezept gegen den Tiertsunami: die Zikaden einfach aufessen. Und mit der Rückkehr der Krabbeltiere kommt der Trend.
Essbare Insekten im Trend
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen propagieren Insekten seit Jahren als wichtige Alternative zur Ernährung der Weltbevölkerung. Es gibt über 2000 Insektenarten, die für den Menschen essbar sind. Einerseits sind die Nährwerte beeindruckend hoch, auch die Ökobilanz lässt sich sehen. Einige Heuschrecken enthalten mehr als doppelt soviel Eiweiß wie Rind- oder Hühnerfleisch. Als Proteinlieferanten seien Insekten sogar reichhaltiger als Nüsse, Hülsenfrüchte und Getreide.
Faszinierender Natur-Kreislauf
17 Jahre entwickeln sich die Eier der Zikaden in der Erde, bis sie ans Tageslicht kommen: und zwar dann, wenn die Bodentemperatur 18 Grad erreicht. Dann schlüpfen die Tiere und machen bis zu sechs Wochen Radau. Das ausgewachsene Insekt ist zwei, drei Zentimeter lang, geflügelt und hat knallrote Augen. Beim Anblick des Tieres denke ich an die rot marinierten Heuschrecke im mexikanischen Oaxaca, in die ich vor 20 Jahren biss.
Das Knackgeräusch liegt mir noch heute in den Ohren. Hart waren die ersten Bisse und ob sie nussig oder buttrig geschmeckt hätte, diese fein marinierte Heuschrecke, weiß ich nicht, weil ich sie in die Serviette gespuckt habe. Wie sich das harte Insekt in meinem Mund angefühlt hat, war einfach zu seltsam. Heute höre ich im Radio, dass wir Europäer zu Unrecht ein Kulturproblem mit Insekten hätten; Garnelen würden wir schließlich auch essen. Den Vergleich sehe ich nicht, aber sei’s drum. Soll sich mein Sohn später an einem Maden-Cocktail erfreuen, wenn er möchte. Ich erzähle ihm heute wertfrei über Insekten als Lebensmittel der Zukunft, auch weil ihn neuerdings interessiert, über welche Themen ich blogge.
Weniger Fleischproduktion tut dem Klima gut
Um CO2-Emissionen zu senken, sollen Insekten langfristig ‚die‘ Alternative zu Fleisch sein. Durch die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch entstehen bis zu 32 Kilogramm CO2. Das belaste die Umwelt etwa so stark wie 200 Kilometer Autofahrt. Rinder nehmen sehr viel Weidefläche in Anspruch; bis zu 50 m2 pro Kilogramm Fleisch. Mehlwürmer verursachen etwa ein Zehntel der Emissionen.
Noch sind Insekten teuer
Das manuelle Produzieren von Mehlwürmern und Co. ist eine kostspielige Angelegenheit. Wer sich 70 Gramm Mehlwürmer im Internet bestellt, berappt bis zu acht Euro. Sobald industriell produziert wird, werden die Preise nach unten gehen, sagen ExpertInnen.
Hier ein Rezept zum Nachbacken:
Bananen-Zikaden-Brot
Zutaten:
1/2 Tasse Backfett
3/4 Tasse Zucker
2 Bananen püriert
2 Tassen Mehl
1 Teelöffel Soda
1 Teelöffel Salz
1/2 Tasse gehackte Nüsse
2 Eier
1/4 Tasse geröstete Zikaden
Alle Zutaten miteinander vermischen. Backe die Zikaden in einer gefetteten Pfanne bei 180 Grad C für ungefähr eine Stunde. Und dann: genießen.
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