Selten hat ein neues soziales Netzwerk vom Start weg so polarisiert wie Clubhouse. Da liest man „Die Clubhouse App ist die ‚App der Stunde‘ im Internet.“ Doch was ist so besonders an der neuen Smartphone-Anwendung?
Clubhouse ist eine Social-Audio-App. Anstatt Bilder, Videoclips und Textnachrichten zu teilen, führen die Nutzer der App Gespräche miteinander. Community-telefonieren kann man das auch nennen.
Wie funktioniert Clubhouse?
Gespräche finden im Clubhouse in ‚Räumen‘ statt. Jeder User kann öffentlichen Räumen beitreten oder seine eigenen eröffnen. Um sich mit Freunden zu vernetzen, kann man auch geschlossene Räume eröffnen. Es gibt unterschiedliche Rollen, die den Nutzern in dieser ersten Phase des Markteintritts der App angeboten werden:
- Moderatoren können Diskussionen leiten, indem sie Teilnehmer des Talks „auf die Bühne holen“ und sie zu Sprechern machen.
- Sprecher – Wer mitreden will, kann direkt an der Diskussion teilnehmen.
- Zuhörer – Einfach nur hören, was es zu diesem Thema aktuell zu sagen gibt. Jeder, der einen Raum beitritt, kann die aktuelle Diskussion live verfolgen. Wer per Knopfdruck seine Hand hebt, signalisiert den Moderatoren, dass er etwas sagen will.
Die Early Adopters
Die ersten, die Clubhouse stürmten, waren junge Unternehmer, Journalisten, Politiker und Künstler. Vor allem die Start-Up Community erzählte begeistert in ihren Social Media Kanälen von Audiotreffen mit den Superhelden unserer Zeit, wie Elon Musk. Zigtausende hörten dem Gespräch mit Musk zu; die Chance, auf die Speaker-Bühne geholt zu werden, war wohlweislich nur wenigen möglich.
Der Hype
Clubhouse hat wiedermal gezeigt, wie man im digitalen Zeitalter einen Hype aus dem Boden stampft. Denn wer mitmachen will, benötigt eine Einladung. Es war durchaus ein cleverer Schritt, den Zugang zur App zu begrenzen. Wer zu den Auserwählten gehört, darf derzeit auch nur zwei neue Mitglieder reinholen. Noch ist Clubhouse ein relativ kleines Netzwerk, die Zahl seiner Nutzer steigt weltweit jedoch rasant an.
Die Sorge um den Datenschutz
Ein genauerer Blick auf die Social-Media-App zeigt, dass es durchaus Gründe zur Sorge um den eigenen Datenschutz als auch den seines Telefonbuches gibt. Wer jemanden auf die Plattform einladen will, der muss der App Zugriff aufs eigene Adressbuch gewähren. Meine Bekannte meinte gestern, sie könne Clubhouse gar nicht beitreten, weil sie im Elternverein der Schule ihrer Tochter säße und nicht verantworten könne, dass die Telefonnummern der vielen Eltern missbräuchlich verwendet werden.
Datenstaubsauger
Die App sendet die Telefonnummern der Clubhouse Teilnehmer und ihrer Kontakte an die Betreiberfirma Alpha Exploration, wo sie gespeichert werden. Clubhouse sammelt also Daten von Menschen, die in keinem Kontakt zum Dienst stehen. Diese haben folglich auch keine Gelegenheit, den Datenschutzrichtlinien von Clubhouse zu widersprechen.
Twitter und Instagram applaudieren
Will man sich mit anderen Clubhouse Teilnehmern vernetzen, kann man das über Instagram und Twitter tun. Wer keine Accounts auf diesen Plattformen hat, dem ist empfohlen, seine Webseite oder Email ins Profil zu schreiben.
Private oder berufliche Nutzung?
Aufgrund der einfachen Bedienbarkeit stellt sich die Frage, ob Clubhouse nicht auch für Unternehmenszwecke eingesetzt werden kann, etwa für Marketingaktionen oder zur internen Kommunikation mit Mitarbeitern. Lässt sich ein „morgendliches Jour fix“ nicht auch bequem und kostenlos über Clubhouse organisieren?
- Zunächst gestattet Clubhouse die Nutzung nur für private Zwecke. Geschäftliche Zwecke sind gemäß der Nutzungsbedingungen ausgeschlossen. Viele User nutzen die App aber schon für Marketingzwecke, um sich mit anderen zu vernetzen und sich über allgemeine berufliche Themen auszutauschen. Bislang habe ich nicht gehört, dass bestimmte Nutzer deshalb gesperrt wurden.
- Für Unternehmens-Meetings ist die Nutzung keine gute Idee: Zum einen können an den Audio-Sitzungen auch andere Nutzer als Zuhörer teilnehmen. Zum anderen werden die Sitzungen von Clubhouse temporär aufgezeichnet. Der Schutz geschäftsinterner Informationen ist damit nicht gewährleistet.
Da geht viel Zeit drauf
Viele schreiben jetzt schon als Feedback der Nutzung: Achtung, Suchtprinzip. Clubhouse ist sicher ein guter Ort für Schwafler und Sich-gerne-selbst-hören-Leute. Die ewig langen Monologe mancher Redner sind zum Teil schwer aushaltbar, aber es gibt ja einen Button, der ‚Leave quietly‘ heißt.