Sie haben einen Hype ausgelöst und doch geht es dabei um nichts als um Ruhe: Meditations- und Achtsamkeits-Apps helfen zahlreichen Menschen auf ihrem Weg zu Entspannung und Wohlbefinden. Paradox, dass das Handy dabei hilft, innere Ruhe zu finden. Aber der Erfolg gibt den Anwendungen Recht, irgendwie dürfte es funktionieren.
Paradebeispiel für eine solche Meditations-App ist „Headspace“. Ihr Erfinder hat einen erstaunlichen Werdegang vom buddhistischen Mönch im Himalaya zum Start-up-Gründer in Kalifornien hinter sich. 42 Millionen Menschen haben sich seine App mittlerweile heruntergeladen – vielleicht gehört ihr ja auch schon dazu… ?
Andy Puddicombe ist auf jeden Fall der Meinung, dass Meditieren die Welt zu einem besseren Ort macht. Er sagt, Meditieren fördert das Mitgefühl – und wenn wir mitfühlender mit uns selbst sind, sind wir es auch mit anderen. Wenn das stimmt, sollten ruhig noch mehr Menschen beginnen zu meditieren…
Bei Headspace gibt es Meditationen zu unterschiedlichen Themenbereichen. Von Schlaf über persönliche Entwicklung bis hin zu Stress und Ängsten. Hollywood-Stars wie Ryan Reynolds, Gwyneth Paltrow und Emma Watson sollen zu den Nutzern gehören. Und schnell wird klar: Der ehrenwerte Ansatz, vielen Menschen Achtsamkeit zu vermitteln, ist gleichzeitig ein boomendes Geschäft.
Calm, neben Headspace die zweite große US-App, zählt weltweit etwa 75.000 neue Nutzer pro Tag. Die Inhalte füllen Stunden, wenn nicht Tage; allerlei Themen werden behandelt. Ziel der App ist es laut ihren Betreibern, die Konzentration zu schärfen, das Bewusstsein zu stärken und Gelassenheit zu entwickeln. Klingt in der Theorie sehr gut, ich glaube, ich muss probieren, ob das auch in der Praxis funktioniert. Viele Apps bieten eine kostenfreie Basis-Version an. Wer mehr will, muss etwa bei Headspace ein Monatsabo für rund 13 Euro oder ein Jahresabo für 95 Euro abschließen.
Aber je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr frage ich mich, ob das Smartphone tatsächlich das richtige Medium ist, um uns zu innerer Ruhe zu führen – wo es doch sonst so viel Stress verursacht. Ausgerechnet das Gerät, das unser Leben so sehr beschleunigt und uns immer wieder ablenkt? Aber Headspace-Gründer Puddicombe meint dazu, dass es nicht das Smartphone an sich ist, das uns stresst. Seiner Meinung nach ist es der Umgang damit – und den hat eigentlich jeder Mensch selbst in der Hand.
Achtsamkeitslehrer sehen Meditations-Apps etwas differenzierter. Durchaus abgewinnen können sie den Features, dass sie einen Wert für das regelmäßige Üben haben. Allerdings sollte man Erfahrungen, die man – gerade anfangs – beim Meditieren macht, immer mit einem Lehrer besprechen. Außerdem sei die Erfahrung, in einer Gruppe zu meditieren, um einiges kraftvoller als alleine mit einer App zu üben. Trotzdem: Der positive Effekt, dass Meditations-Apps für viele Leute einen Zugang zu Meditation und Achtsamkeit bieten, ist nicht zu leugnen. Manchen reicht das vielleicht schon, um ab und zu den Kopf frei zu bekommen. Und wem das Üben mit der App nicht genug ist, kann ja in die Tiefe gehen – in einer Meditations-Gruppe oder ganz einfach alleine zu Hause, aber Offline. Ohmmmm…