Auf die Frage „Mit welchem Tier würdest du gerne einen Tag lang deinen Körper tauschen?“ sagt meiner Erfahrung nach mindestens die Hälfte der Leute „Mit einem Vogel!“ (Und ja, ich stelle diese Frage ab und zu.. ?) Der Traum vom Fliegen ist dem Menschen genauso inne wie das Verlangen nach Wasser und Nahrung – manchen mehr, manchen weniger. Wer sich gerne einmal leicht wie ein Vogel fühlen und dabei auch noch gesund halten möchte, sollte jetzt dringend weiterlesen. Denn sowohl ein großartiges Gefühl der Schwerelosigkeit als auch steigende Fitness versprechen sogenannte „Aerial Sportarten“ von Hoop über Hammock bis zu Flying Pilates und Aerial Yoga. Noch nie gehört? Dann gut aufgepasst, denn alle Trainingsformen stärken Kraft, Flexibilität, Balance und Koordination.
Sport in von der Decke herabhängenden Tüchern und Ringen liegt voll im Trend und vereint Wohlbefinden und Training miteinander. Welche der Aerial Sportarten die richtige ist, hängt vom eigenen Interesse ab. Manche setzen eher auf Kraft und Choreographie, andere auf Entspannung. Das Wichtigste sind ein gut ausgebildeter Trainer und sicheres Equipment.
Bei den Übungen des Aerial Yoga geht es zum Beispiel darum, die Faszien zu lockern. Faszien sind das Bindegewebsnetz, das Muskeln, Gelenke und Organe umgibt. Der Körper soll aus verkrampften Haltungen gelöst werden, wie sie gerade bei sitzender Tätigkeit vorkommen. Die Wirbelsäule wird entlastet, die Teilnehmer können sich komplett aushängen und dabei entspannen. Stellungen, die aus dem Yoga bekannt sind, werden durch das Tuch leichter. Gerade Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Übergewicht finden so einen Weg, die oft anstrengenden Asanas zu meistern. Und nicht zuletzt spielt auch die Geborgenheit, die entsteht, wenn man sich in das Tuch wie in einen Kokon einhüllt, eine große Rolle. Ganz ohne Anstrengung geht es aber auch beim Aerial Yoga nicht – was gut ist, denn durch die ständigen Ausgleichsbewegungen im schwingenden Tuch werden die feinen Muskeln im Körper ordentlich trainiert.
Eine recht neue Trainingsmethode, die in Österreich und Deutschland noch nicht weit verbreitet ist, nennt sich Flying Pilates. Es wird häufig in speziellen Studios unterrichtet, aber auch in Tanz- oder Fitness-Centern. Es gilt das Pilates-Prinzip der Bewegungspräzision – und das Tuch gibt einem sofort Rückmeldung, ob die Bewegung kontrolliert ausgeführt wird. Das Training ist dynamischer gestaltet als im Aerial Yoga und stärkt vor allem die Tiefenmuskulatur des Rumpfes, der Arme und der Schultern. Neben kräftigenden Effekten beim Ausbalancieren und Wiederherstellen des Gleichgewichts können tiefere Dehnungspositionen erreicht werden als ohne Tuch.
Komplett ohne Tuch kommt man beim Aerial Hoop aus. Stattdessen braucht man einen großen Ring, der von der Decke herabhängt. Bekannt ist dieser Sport eher aus dem Zirkus, mittlerweile bieten viele Poledance-Studios Kurse an. Für Anfänger sollte der Hoop nicht zu hoch hängen, weil es einem ohne Vorerfahrung noch schwerfällt, überhaupt in den Ring zu kommen. Aber die Coaches meinen, es könnte jeder lernen, im Ring zu tanzen. Man muss nur mit der Zeit ausreichend Kraft und Körperspannung entwickeln, um seinen Körper im und am Hoop halten zu können.
Für Tanzbegeisterte eignet sich auch die Sportart Aerial Hammock. Neben Kraft- und Flexibilitätsübungen werden hier kürzere oder längere Choreographien mit akrobatischen Elementen erarbeitet und durchgetanzt. Und wieder hilft ein Tuch den Übenden, kontrolliert in die Dehnung hineinzukommen und gleichzeitig Kraft aufzubauen.
Für alle Aerial Sportarten gilt: Wer gerade mit einer akuten Erkältung, einem Bandscheibenvorfall oder Knieproblemen kämpft, sollte sich vorab lieber mit einem Arzt absprechen. Auch bei Bluthochdruck oder hohem Augeninnendruck ist Vorsicht geboten, weil die Teilnehmer oft überkopf hängen. Wer häufig Kopfschmerzen und Migräne bekommt oder schwanger ist, sollte ebenfalls vorher mit dem behandelnden Arzt sprechen. Wenn dann alles klar ist, heißt es „Bereit machen für den Abflug!“