Goodbye Zucker, Ein Leben ohne Zucker, Zuckerfrei backen, Zucker-Detox: Die Regale in Buchhandlungen sind im Moment voll mit Literatur zum aktuellen Ernährungstrend Zuckerfrei. Aber was steckt dahinter und wie sinnvoll ist eine komplett zuckerfreie Ernährung tatsächlich?
Das Problem ist ja, dass der Feind nicht nur in Schokolade und Kuchen steckt. Er lauert auch dort, wo man ihn kaum vermutet – in Essig, Ketchup und Wurst zum Beispiel. Ganz auf Zucker zu verzichten, ist deshalb nicht nur schwierig, sondern ein ziemlicher Aufwand. Etiketten lesen, Fertigprodukte streichen und immer selbst frisch kochen lautet da die Devise. Viele Autoren und Blogger warnen derzeit gehäuft vor dem „weißen Gift“. Zuckerhaltiges Essen wird zur Droge erklärt, statt Marmelade gibt es Frischkornbrei, statt Haushaltszucker wandert Ersatzsüße mit Namen wie Erythrit in den Käsekuchen.
Aber warum haben so viele Menschen Zucker plötzlich zum Staatsfeind Nummer eins erklärt? Mal sehen: Der neuen Welle der Zucker-Gegner geht es um mehr als nur um Karies. Mit dem Verzicht auf Zucker bringen sie einen strahlenden Teint, weniger Falten, Gewichtsreduktion, mehr Geschmackssinn und bessere Konzentrationsfähigkeit in Verbindung. Dass zu viel Zucker nicht gesund ist, dabei sind sich Ernährungs- und Stoffwechsel-Experten einig. Daten zu Wirkungen für die Schönheit gibt es allerdings nicht. Unbestritten ist, dass übermäßiger Zuckerverzehr die Chancen auf Übergewicht deutlich erhöht. Lässt man diese süßen Kalorien weg, wird man eher weniger dick, erklären Experten.
Auch Ernährungsstile wie Clean Eating (moderne Vollwertkost) oder die Steinzeiternährung Paleo beinhalten den Verzicht auf Industriezucker und Fertigprodukte, die Zucker etwa in Form von Glukose-Fruktose-Sirup enthalten. Teils kommen stattdessen kalorienärmere Süßstoffe auf den Teller. Streng genommen wäre zuckerfreie Ernährung aber ebenso frei von Kohlenhydraten und Waren, die von Natur aus Zucker enthalten, wie Obst, Gemüse und Milch. Aber ob das sinnvoll ist? Kein Gemüse, kein Obst?
So etwas wie der Papst der Zucker-Abstinenzler ist Robert Lustig von der University of California. Der Mediziner, der ein Millionenpublikum auf YouTube hat, warf der US-Lebensmittelindustrie schon vor Jahren vor, „Gift“ im Essen zu verstecken – in Form von Zuckersirup aus Mais, der viel stoffwechselungünstige Fruktose enthält. Diese billige Süße stecke in Limonaden, Brot und Fertigessen und sei zu einem Hauptnahrungsmittel geworden – für Lustig die Ursache für Übergewicht und Krankheiten wie Diabetes in den USA. Dort – aber auch bei uns immer mehr – sind ganz bestimmt viele zu süße, scheinbar attraktive Produkte auf dem Markt, allen voran Limonaden. Mit dem Verzicht auf die süßen Drinks alleine kann man sich schon unzählige Kalorien sparen.
Von Ernährungswissenschaftlern hört man immer wieder, es gäbe keine falschen Lebensmittel, nur einen falschen Umgang damit. Das Problem sei zu viel und zu einseitiges Essen. Wie wahr. Gönnt man sich ab und zu ein Stück Kuchen, sollte man wohl eher ein Glas Wasser dazu trinken und nicht einen halben Liter Coca Cola. Hat man den ganzen Tag nur Salat gegessen, darf man sich am Abend wohl auch ein Stückchen Schokolade erlauben. Man muss ja nicht gleich die ganze Tafel verschlingen. Und vor allem darf vor lauter Verboten der Genuss beim Essen nicht zu kurz kommen, denn seien wir uns ehrlich: Was gibt’s Schöneres als Essen..? 🙂