Habt ihr auch tausende Fotos auf euren Festplatten? Ja? Und wie oft schaut ihr euch die Bilder von der letzten Geburtstagsparty, dem Urlaub im Süden oder dem Familienausflug tatsächlich an? Mhm, dasselbe Problem haben wohl viele. Unzählige Fotos versauern auf Speichermedien, der Datenwulst wird immer größer – und im Endeffekt sind wir doch überfordert mit dieser digitalen Reizüberflutung. Wie gut, dass ein aktueller Trend da Abhilfe schaffen kann! Denn bei der Sofortbildfotografie liegt der Reiz wieder im Greifbaren: Abdrücken, kurz warten, fertig ist das Foto! In wenigen Sekunden hält man sein Bild entwickelt in der Hand. Darum und wegen nett aussehender Kameras und einem gewissen Retro-Effekt der Bilder erlebt die Polaroid-Ära im Moment eine Renaissance.
Weil man das gar nicht mehr gewohnt ist, hat es etwas von einem Erlebnis, ein echtes Foto in der Hand zu halten. Deswegen werden im Moment mehr Sofortbildkameras verkauft als zu Zeiten der Analogfotografie. Es ist entschleunigtes Fotografieren: Man kann nicht hundert Bilder von einer Szene machen, die Fotos immer wieder am Display überprüfen und neu schießen. Bei der Sofortbildfotografie muss man vorher überlegen und selektiver an die Sache herangehen. Auch für viele Fotografen liegt die besondere Ästhetik in der Fehleranfälligkeit und im Nicht-Perfekten. Denn bei der Entwicklung spielen viele Parameter eine Rolle: die Qualität des Films, Temperatur, Lichtsituation. Wer sie geschickt nutzt, kann mit den Abweichungen spielen und Effekte kreieren.
Darüber hinaus bestimmen die Technik der Kamera und die Art des Films die kreativen Spielräume. Die Möglichkeiten sind im Vergleich zu manchen Digicams eher eingeschränkt, Automatikprogramme und Farbfilter sowie verschiedene Objektive gibt es trotzdem. Viele Kameras bieten außerdem Sonderfunktionen wie die Doppel- oder Langzeitbelichtung. Dadurch entstehen verwischende Effekte oder Überblendungen.
Filme gibt es in verschiedenen Formaten in Schwarz-Weiß oder Farbe. Je nach Hersteller haben manche Farben eine typische Retro-Anmutung, andere Filme ermöglichen realitätsnahe Ergebnisse. Auch das Format spielt eine Rolle: Das klassische, fast quadratische Polaroid-Format eignet sich zum Beispiel gut für Portraits, aber schlecht für Landschaftsbilder. Mit der Entscheidung für eine Kamera ist jedenfalls auch die Entscheidung für das Filmformat gefällt, daran gibt es dann nichts mehr zu rütteln.
Polaroid selbst hat die Filmproduktion eingestellt, nun beliefern Unternehmen wie Fujifilm oder Impossible Project den wachsenden Markt mit neuem Sofortbildpapier. Außerdem kamen in jüngster Zeit mehrere neue Kameramodelle auf den Markt, zum Beispiel von Leica, Lomography oder Fujifilm. Und auch Polaroid stellt als neu gegründetes Unternehmen wieder Kameras her. Gebrauchte Modelle gibt es schon für weniger als 50 Euro, neue Sofortbildkameras kosten teilweise mehrere hundert Euro. Teuer ist vor allem der Film: Ein einzelnes Bild kostet schnell mal einen Euro oder sogar mehr.
Die wichtigsten fotografischen Grundregeln gelten auch bei der Sofortbildfotografie. Gegenlicht sollte man vermeiden, komplizierte Belichtungssituationen mit unterschiedlichen Lichtquellen machen es der Kamera schwer. Ganz wichtig ist stillhalten, denn verwackelte oder unscharfe Ergebnisse ärgern den Fotografen beim teuren Sofortbild unendlich viel mehr.
Erste Gestalt nimmt das Bild rasch nach dem Knipsen an, ziemlich bald nachdem es sich mit dem typischen Geräusch aus der Kamera bewegt. Bis ein Foto komplett entwickelt ist, kann es aber schon mal eine Stunde dauern. Und übrigens: Das hektische Wedeln, das die meisten Menschen automatisch machen, während sie auf das Fertigwerden des Fotos warten, hat heutzutage keinen Sinn mehr. Es ist ein Relikt aus alten Polaroid-Zeiten, als die Oberfläche der Fotos noch trocknen musste. Spaß macht es trotzdem, also viel Vergnügen beim Fotografieren und Fotos herumreichen! 🙂