Zimmerpflanzen wachsen im Topf, bei verwegenen Hobbygärtnern hängen sie auch in Blumenampeln von der Decke. Aber dieser Anblick erstaunt selbst originelle Gäste: komplett bewachsene Zimmerwände mitten im Haus. Statt Putz oder Tapete kleidet sie ein dichter Teppich aus Farnen und saftig-grünen Blattschmuckpflanzen. Die Reaktionen: Ist das echt? Wie macht man das? Ich will das auch!
Der grüne Trend spricht ein aktuelles Lebensgefühl an: Im Grau der Städte wollen viele Menschen wieder mehr Natur sehen. Neben der Dschungelwand hat man das Gefühl, man sitzt im Wald – alle Vorteile des Wohnzimmers inklusive. Dazu hat das Grün eine positive Wirkung auf das Gemüt: Die Farbe beruhigt.
Ein weiteres Plus ist die Masse an Pflanzen, die an einer Wand Platz finden. Sie werden bei vielen Systemen konstant bewässert, was bedeutet, die Pflanzen können Feuchtigkeit an die Luft abgeben. Wenn es nötig wird, regulieren die Pflanzen das Raumklima.
Bisher finden sich solche Wandgärten vor allem in großen Gewerbegebäuden wie Kaufhäusern, trendigen Unternehmenssitzen oder Flughäfen. Zuhause kann man eine grüne Wand aber ebenso umsetzen – wenn auch nicht ganz einfach. Hinter den atemberaubenden Installationen, die man in der Werbung und in Magazinen sieht, steht eine aufwendige und ausgefeilte Technik, die meist Profis aufbauen. Denn anders als die Fassadenbegrünung an den Außenwänden eines Hauses, wo etwa Efeu mit den Wurzeln im Boden steckt und von unten nach oben wächst, sitzt bei solchen Wandgärten die Basis der Pflanzen vertikal an der Wand. Und nicht einzelne Pflanzen beranken weite Bereiche, sondern eine Vielzahl sitzt dicht nebeneinander und übereinander.
Die Pflanzen gedeihen zum Beispiel in Modulen oder Topfsystemen oder wachsen in Vliesmatten, Steinwolle oder Schaumstoffen, die auf einer Halterung vor der eigentlichen Zimmerwand sitzen. Im Grunde handelt es sich dabei um eine vorgehängte Fassade. Über den Abstand zur Zimmerwand ist Luftaustausch möglich, was Schimmelbildung vermeidet. Notwendig sind tragende Wände, denn bei der Begrünung im Innenraum kommen etwa 30 bis 80 Kilogramm Gewicht extra auf jeden Quadratmeter Fläche.
Wem eine solche Konstruktion zu umständlich – und vor allem zu teuer – ist, der kann zu handlicheren und günstigeren Versionen greifen: Wie ein Bild im Rahmen wirken Modelle inklusive Bewässerungssystem in Größen bis zu einem Quadratmeter, die man selbst anbringen kann. Allerdings muss man hier auch selbst gießen und zum Beispiel wöchentlich ein Wasserreservoir auffüllen. Als weitere Alternative gibt es frei stehende Modelle, die wirken wie Trennwände oder Paravents. Und dann, wenn alles montiert ist, fehlt nur mehr etwas Vogelgezwitscher, um in der eigenen Wohnung kurz in die Natur abzutauchen.