Schweinsbraten, Schnitzel oder Gulasch gefällig? Im Sommer eher nicht. Da kochen sogar die sonst so deftig speisenden Österreicher lieber etwas leicht Bekömmliches. Statt Fleisch kommt oft einmal Gemüse auf den Teller, der Bratensaft wird durch frisches Pesto ersetzt.
Zum Verfeinern eignen sich Wildkräuter hervorragend. Pflanzen wie Giersch, Löwenzahn, Vogelmiere und Brennnessel – von vielen Hobbygärtnern als Unkraut bezeichnet – übernehmen eine wichtige Funktion in der Ökologie, können den Speiseplan enorm bereichern und sehen sogar als Zierde im Beet gut aus. Ein Appell für Unkraut im Garten und auf dem Teller.
Mit dem vegetarischen und veganen Lifestyle haben Wildkräuter eine enorme Aufwertung erfahren. Darüber hinaus hat sich die Bedeutung des Gartens gewandelt – von der ehemals lebensnotwendigen Nahrungsquelle hin zu einem Ort der Entschleunigung. Da kann man auch mit unerwünschter Spontanvegetation etwas entspannter umgehen.
Giersch zum Beispiel wird vom Fluch zum Segen, wenn man sich seine Blätter als Gemüse zunutze macht. Außerdem lockt der Doldenblütler Schlupfwespen an, die wiederum Blattläuse bekämpfen. Ein natürlicher Schutz für den Gemüsegarten. Das „Vorzeigeunkraut“ wurde wegen seiner Heilkräfte jahrhundertelang in Klostergärten kultiviert, es enthält viel pflanzliches Eiweiß und hilft angeblich gegen Gicht, Rheuma und Arthritis. Die Blätter, die an Ziegenfüße erinnern, lassen sich das ganze Jahr über ernten. Besonders gut gedeiht Giersch auf stickstoffreichen Böden und an hellen Rändern von Gehölzen – genauso wie die Gewöhnliche Vogelmiere und die Große Brennnessel.
Die Vogelmiere bildet auf nacktem Boden schnell kleine Rasenteppiche mit weißen Blüten. Die spitzen Blätter schmecken vor allem in Dips oder Salaten. Das einjährige Nelkengewächs gilt als schmerzlindernd, vitamin- und nährstoffreich.
Die Große Brennnessel ist eine ausdauernde Pflanze, die bis zu drei Meter hoch wird und sich über Ausläufer vermehrt. Ihre herzförmigen Blätter mit den Brennhaaren gelten als harntreibend, vitamin- und eiweißreich und sollen gegen Rheuma helfen. Bestände sollten daher nicht nur geduldet, sondern sogar kontrolliert angebaut werden, zum Beispiel als Alternative zu Kürbis am Kompost oder als Zierde in Staudenrabatten. Kulinarisch werden Brennnesselblätter hauptsächlich als Suppe oder Tee verarbeitet. Beliebt ist die Pflanze aber auch in Verbindung mit Spinat oder zum Aufpeppen von Spätzle oder Kartoffelpüree.
Weiters werben Gärtner immer öfter für Löwenzahn im Garten. Er kann überall wachsen, wo es nicht zu nass ist und braucht keine besondere Pflege. In der Nachkriegszeit wurde aus der extrem langen Pfahlwurzel der Pflanze Kaffee-Ersatz zubereitet. Die jungen, gezähnten Blätter schmecken leicht bitter im Salat und sollen unter anderem verdauungsfördernd und harntreibend sein. Und schön anzuschauen ist der Löwenzahn auch – egal ob mit gelber Blüte oder als beliebte Pusteblume.