Früher einmal waren die USA das Land von Hamburger und Cola, mittlerweile hat sich das Ernährungsbewusstsein ziemlich gewandelt – zumindest unter den Leuten, die sich gesundes Essen leisten können. In solchen Kreisen gilt man schon fast von gestern, wenn man nicht ständig an einem Blatt Grünkohl herumkaut oder an einem grünen Smoothie nuckelt. Ein kleiner Vorgeschmack auf die neuesten Essenstrends aus den USA, die früher oder später auch bei uns in Europa ankommen werden – lasst sie euch auf der Zunge zergehen!
Erster Trend: Seetang. Die sattgrünen Meerespflanzen ersetzen mittlerweile den Kale, wie die Amerikaner ihren Grünkohl nennen, und sind nicht mehr nur dem Sushi vorbehalten. Sie können auch schon mal einen herkömmlichen Cesar’s Salad zu einer, naja sagen wir mal, außergewöhnlichen Geschmackserfahrung machen. In Sachen Inhaltsstoffe kommt Seetang, der von Ernährungsbewussten für seine Ballaststoffe, Antioxidantien und den hohen Jodgehalt gepriesen wird, an den Grünkohl heran, ob sich der Trend 2016 noch auswächst, wird man sehen. Im Moment sind Seetang-Snackriegel in den USA auf jeden Fall total angesagt.
Wer es lieber ein bisschen exotischer mag, der greift zur Acai-Beere aus Brasilien. Die als Vitaminbombe geltende Powerbeere landet gemeinsam mit anderen Früchten und Getreideflocken als eine Art Müsli vor allem in den Schüsseln jener, die an die Wirkung von „Super-Gemüsen“ oder „Super-Früchten“ glauben. Schon vor Jahren brachten Surfer die violette Beere südamerikanischer Palmen an die US-Westküste, seit vergangenem Jahr erlebt sie dort ein Revival.
Anscheinend ist die Farbe Lila überhaupt ein gutes Omen für Essenstrends, denn auch eine besondere Art der philippinischen Yam-Knolle leuchtet in knalligem Violett und ist bei „Foodies“ heiß begehrt. Die „Ube“ wird nicht nur verkocht, sie dient auch als natürlicher Farbkick – wegen ihres leicht süßen Geschmacks vor allem für Desserts wie Käsekuchen oder Eis.
Bei aller Liebe zu Knollen und Beeren: Ganz ohne Fast Food geht’s bei den Amis dann doch nicht. Aber sogar auf diesem Sektor lassen sich einige Neuerungen bemerken. In mehreren US-Staaten bietet eine Diner-Kette klassische Burger nur mit regionalen Zutaten an. Als Alternative dazu gibt’s eine Gemüse umfassende „schlanke Karte“ mit Gerichten unter 600 Kalorien. Andere Ketten (z.B. Chipotle oder Panera Bread) haben sich dazu verpflichtet, auf künstliche Zusatzstoffe, Konservierungsstoffe oder genveränderte Produkte zu verzichten. Gesundes Fast Food quasi. Auch Eier aus Käfig-Haltung sind mittlerweile für viele Tabu.
In Privathaushalten wird Kuhmilch immer mehr gemieden. Mandel- und Hafermilch als Alternative waren Laktose-Unwilligen ja bereits bekannt. Jetzt gesellen sich Varianten aus Cashew, Macadamia, Walnuss oder sogar Pistazien dazu und füllen die Kühltheken, nicht nur im Biomarkt.
Den Kühen zuliebe bzw. der Fleischindustrie zum Trotz setzen immer mehr Amerikaner auf den Slogan „Gemüse ist mein Fleisch“. Angst vor Hormonbelastung und hohe Preise für Qualitätsfleisch tun das ihrige hinzu, um auch in Nicht-Vegetarier-Restaurants Gemüse und Hülsenfrüchten mehr Platz auf dem Teller zu verschaffen. Restaurants bieten vegetarische Burger an, bei denen das Fleisch zum Beispiel durch Laibchen aus Kichererbsen ersetzt wird.
Zum Schluss noch ein Trend, der nicht das betrifft, was auf den Teller kommt, sondern den Untersatz selbst. Der Teller verschwindet nämlich mehrheitlich aus dem Geschirrsortiment, ebenso wie Gabel und Messer. Gemütlich mit dem Löffel in der Schüssel rühren, so isst man jetzt – egal ob Suppen, Asia-Mix, Salate oder morgendliche Kornbreie. In der Schale scheint alles irgendwie überschaubar, nicht zu groß portioniert und appetitlich drapiert. Dieser Trend kommt nicht zuletzt der Vorliebe vieler Amerikaner entgegen, ihr Essen „casual“ zu sich zu nehmen. Also weg mit den Tellern und nichts wie rein in die Schüssel mit Acai-Beere, Grünkohl und Ube! 🙂