In meinem früheren Leben habe ich einen Kindergarten geleitet. Habe mit Kindern unterschiedlichster Altersgruppen und mit ihren Eltern, Geschwistern und ab und zu den Großeltern gearbeitet. Ich wurde von meinem damaligen Arbeitgeber vom ersten Moment bei der Planung eines neuen Kindergartens, der Inneneinrichtung, was Möbel und Spielmaterial beinhaltete, bis zur Zusammenstellung eines pädagogischen Teams miteinbezogen. Mir wurde absolut freie Hand gelassen. Was mir großen Spaß bereitete.
Das war alles nicht ohne Stress zu bewältigen. Aber ich war jung, motiviert und ehrgeizig. Vor allem aber hatte ich die besten Nerven der Welt, war ausgeglichen und blieb unter Druck immer noch sehr ruhig. In dieser Zeit wurde ich immer für meine Gelassenheit und meine Ruhe und vor allem für diese guten Nerven bewundert. Aber jetzt frage ich mich oftmals, nach drei Kindern und einer Ehe später: Wo sind sie geblieben meine Nerven?
Sind meine gute Nerven verschwunden?
Sie sind nicht ganz verschwunden, aber sie verstecken sich oft und ab und zu verliere ich sie ganz. Was ist nur passiert? Natürlich hat sich mein Leben verändert. Ich trage eine große Verantwortung den Kindern gegenüber, tief in mir. Man könnte noch anmerken, dass alle meine drei Kinder sehr lebhaft sind und so richtig kleine Persönlichkeiten; die ihre Sicht in ihrer Welt behaupten, was gut ist. Sie versuchen ihre Rolle in unserer Familie zu finden. Und sich abzugrenzen, vor allem auch ihren Geschwistern gegenüber. Dies gehört alles zum Großwerden dazu, ist wichtig, aber oftmals sehr anstrengend, oft auch für mich.
Am meisten nervt der ewige Geschwisterstreit
Das ewige Gestreite unter den Geschwistern, darunter leiden meine Nerven am meisten. Der Große mit dem Mittleren und der Mittlere mit der Kleinen. Ich wollte immer Kinder, mindestens vier. Jetzt sind es drei und ich denke ab und zu, wie einfach das alles wäre mit einem Einzelkind. Diese Gedanken sind natürlich Quatsch. Und schon beim bloßen Gedanken habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich wollte und will keines meiner tollen, liebevollen und wunderbaren Kinder missen. Und diese Gedanken kommen auch nur auf, wenn ich mich gestresst und überfordert fühle. Denn es gibt einfach diese Momente, wo alles gleichzeitig auf mich einfällt und ich dann kein Land mehr sehe. Wenn der Pubertierende einfach zu nichts Lust hat und seine schlechte Laune an mir und seinen Geschwistern auslässt. Der mittlere Sohn sich vernachlässigt fühlt und die kleine Prinzessin just in diesem Moment einen Trotzanfall hat, da es nicht schnell genug nach ihrem Köpfchen geht oder etwas noch nicht so klappt, wie sie sich das vorstellt.
Auszeiten nehmen
In diesen Momenten, wenn ich immer mehr fühle, dass der Akku leer ist, dann muss ich raus. Versuche mich, wenn es die Zeit zulässt, beim Sport auszupowern, genieße einen leckeren Kuchen mit einem koffeinhaltigen Cappuccino, rufe eine Freundin an und klage ihr mein Leid oder buche einen Babysitter und mache mir einen schönen Abend. Wie gut das alles tut. Man fühlt sich wieder bei sich, wird verstanden und aufgebaut. Und man sammelt Kraft, die wir alle für unseren Alltag mit den Kindern brauchen. Denn geht es uns nicht allen so?
Es ist ganz normal, dass zu viel auf uns einprasselt, alle gleichzeitig etwas von uns wollen. Dass wir überfordert sind, wenn jeder an allen Ecken und Kanten an uns zieht und zerrt. Aber wir alle wollen es nur gut machen. Sind Perfektionisten, ich besonders. Und daran scheitern wir oft. Es ist wichtig, bei einem selbst zu sein, denn nur dann hält man größere Belastungen aus. Es ist wichtig sich Auszeiten zu nehmen, denn es schont unsere Nerven, tut unendlich gut und lädt mal wieder unseren Akku auf. Und vor allen Dingen tut es unseren Kindern gut. Man bleibt in anstrengenden Situationen ruhiger.
Also nehmt euch eure Auszeiten. Bis zum nächsten Mal, wenn ihr es fühlt und auf der Suche nach euren Nerven seid. Aber dann wisst ihr ja Bescheid, was ihr zu tun habt.