Vor 100 Jahren begann ein Jahrzehnt, das wir heute als „goldenes Zeitalter“ kennen. Es war eine Zeit des Aufbruchs, die in Modetrends wie Hosenträgern, Flat caps oder den Glockenhut weiterlebt. Eigentlich vermisse ich derzeit ähnliche revolutionäre Parallelen in der Modewelt, die ein goldenes Post-Corona Zeitalter einleiten. Anfang der 1920er waren die Folgen des Ersten Weltkrieges für die Menschen rund um den Erdball stark zu spüren. Viele waren arbeitslos, litten Hunger und hatten Existenzängste. Vielleicht erleben wir mit der globalen Pandemie einen dritten Weltkrieg. Die Welt gegen den Virus. Viele Tote, Arbeitslosigkeit, Existenzängste – da gibt es viele Parallelen.
Erst die Einführung der Fließbandproduktion und eine neue Währung führten Ende der 20er Jahre zur Schaffung neuer Arbeitsplätze, ergo zu Einkommen und gesteigerter Kaufkraft. All das resultierte in wirtschaftlichem Aufschwung.
Die 1920er Trends
Der Rhythmus der neuen Zeit wurde damals bestimmt durch das Aufblühen von Kunst, Tanz und Musik, die einen ganz neuen Lebensstil einleiteten. Es war die Zeit der Freidenker und Avantgardisten, die sich auch optisch gegen vorherrschende gesellschaftliche Konventionen stellten. Lange Haare, Strohhüte und Korsette waren Geschichte. Die moderne Frau trug bei Tag einen Bubikopf, Hosenanzug und flache Schuhe. Dazu kombinierte sie einen Glockenhut. Die Frauen verloren an Gewicht – der androgyne Look war in. Damit symbolisierten sie die Gleichstellung zum Mann. Bei Nacht betonten die Damen ihre weiblichen Reize, auf die sie am Tag bewusst verzichteten.
Der Trend heute
Hüte sind mittlerweile genauso gefragt wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Glockenhüte als Accessoires kommt 2021 retour – im Sommer aus Stroh und Stoff, im Winter aus Wolle. Der Glockenhut, der nach dem französischen Wort für Glocke „Cloche“ benannt wird, ist 2021 voll im Trend. Aufmerksam wurde der TV-Serienfan auf die sehr feminine Hutform schon durch die TV-Serie „Babylon Berlin“.
Die runde Hutform mit Krempe passt besonders gut zur kurzen Bobfrisur. Um die Augenpartie in einen mysteriösen Schatten zu legen, hat man schon vor 100 Jahren den Hut tief in die Stirn gezogen. Leider sieht die Trägerin dann relativ wenig. Das wäre übrigens auch der Grund gewesen, warum Stars wie Greta Garbo diese leicht nach hinten gelegte Kopfhaltung auf Fotos zeigen. Heute zieren den tiefsitzenden Hut Bänder mit Schleifen sowie Leder-Applikationen oder Schmuckelemente.