Der junge Schweizer Kévin Germanier entwirft seine eigene Kollektion aus Materialien, die andere weggeworfen haben. Die eigentliche Faszination, die seinen extravaganten Kleidern innewohnt, ist der Fakt, dass diese gänzlich aus rezyklierten Materialien gefertigt sind.
Das wird im Trendjargon Upcycling genannt und gilt seit der Etablierung des Begriffs als Verkaufsargument. Kevin Germanier entdeckte Upcycling instinktiv, erklärt er in zahlreichen Interviews. Er entschloss sich schon im ersten Studienjahr, nicht-traditionelle Materialien zu verwenden, weil er einfach kein Geld für teure Stoffe hatte. Kevin Germanier studierte an der Central Saint Martins Schule in London und hat dort seinen Bachelor in Modedesign absolviert. Er wurde sofort von Louis Vuitton engagiert und nach Paris bestellt. 2015 gewann er den EcoChic Design Award, dessen Fokus auf Zero Waste, Upcycling und Recycling liegt.
Während eines Aufenthalts in Hongkong – gesponsert von EcoChic – stieß er auf einen Händler, der versuchte, Glasperlen zu verkaufen. Er erkannte sofort die Möglichkeit, wie er die Glasperlen verwenden könnte. Germanier bezahlte dem Mann 0,15 Dollar für 93 Kilogramm Perlen und verwendete sie für seine erste Kollektion als unabhängiger Designer. Er wolle nicht, dass die Perlen nur deshalb weggeworfen werden, weil das Sonnenlicht sie zu stark gebleicht hatte. Germanier fand diese Verschwendung verrückt. Ein anderer Stoff, den er verwendet, ist Schurwolle, die nicht verkauft wird, weil sie stellenweise fleckig ist. Mit diesen Material-Makeln arbeitet Germanier. So werden seine Kleider zu Unikaten.
Seine Mode bezeichnet er selbst als „unumstritten glamourös“. Abendkleider designt er am liebsten. Das begann schon im Alter von drei Jahren, sagt er, als er Bettleintücher an seinen Geschwistern drapierte. Germanier lebt Upcycling in jedem seiner Designschritte. Er verwendet keine extra für ihn produzierten Stoffe, Reißverschlüsse oder Knöpfe.
Neuerdings arbeitet der Jungdesigner mit Swarovski zusammen. Aus dem Fundus des Kristallherstellers sucht er aus vergangenen Saisonen Upcycling Material heraus, um darauf seine Kollektion aufzubauen. Auch A-Celebrities tragen seine Kreationen. Bei der Premiere des Films „Drei Engel für Charlie“ in Los Angeles lief Schauspielerin Kristen Stewart in einem Germanier-Kleid mit Swarovski-Kristallen über den Roten Teppich.
Wie das Beispiel von Germanier zeigt, kennen Designer keine kreativen Grenzen, wenn es darum geht, nachhaltig zu arbeiten.