Im Jahr 2020 setzt sich der Schriftarten Trend in der Mode fort, allerdings geht er auffällig empathische Richtung. Typografie war im Grafik Design schon immer ein essentieller Bestandteil. Im digitalen Zeitalter, wo alles sofort Sinn für neue Nutzer ergeben muss, wurde Typografie aus Notwendigkeit sehr funktional.
In den vergangenen Jahren sind die Schriften grösser, dicker und experimenteller geworden. Individuelles, charismatisches Handlettering auf Kleidung hat sich als begehrtes Design – Feature bewährt. Darauf folgte die Markentypografie, die sich farbenfroher und exzentrischer präsentiert. Lettering vermittelt ein Gefühl für die Menschen hinter der Marke. Die britische Grafikdesignerin Sarah Hyndman widmet sich in ihrer Arbeit und ihrem Forum Type Tasting genau diesem Thema: der Wirkung von Typografie auf den Betrachter.
Sie erforscht, wie unterschiedliche Schriften die Bedeutung von Wörtern und ganzen Inhalten beeinflussen und wie sie zudem die Wahrnehmung durch den Leser manipulieren können. Wie wirken Schriften und was machen sie mit Dir?
Besonders interessant wird es, wenn Kleidung und Buchstaben unmittelbar aufeinandertreffen, etwa in Form plakativer Mottos oder kleiner Botschaften. Zurzeit sind Druckwerke auf Kleidungsstücken zu sehen, die man aus größerer Entfernung kaum entziffern kann. Da findet sich zum Beispiel ein Code aus Buchstaben und Zahlen, der auf eine Jacke gedruckt ist. Oder kleine Textzeilen, die sich auf den Schulterpartien von Hemden finden.
Buchstaben sind als Merkmal leicht zu erkennen – im Gegensatz zu Farben, die auf jeder Fotografie anders aussehen können oder auch im Schaufenster durch die Verwendung bestimmter Lichtquellen unterschiedlich wirken. Digitale Screens machen es Online Shopper oft schwer, Schnitte von Modeartikeln zu erkennen. In der kleinen Größe eines Smartphone-Bildschirms sind diese oft kaum zu identifizieren. Gerade Struktur, Muster und Materialoberflächen sind auf Fotos nicht optimal dazustellen.
Als die Mode in den Kinderschuhen steckte, waren die Namen der Schneider im Fokus der Aufmerksamkeit, die die Kleidungsstücke hergestellt hatten. Für die Attraktivität der individuell entworfenen Mode stand nicht die Qualität, sondern der Name der Schöpfers. Das führte dazu, den Namen des Modeschöpfers – wie in der Malerei beim Schöpfer eines Kunstwerks – als Merkmal dafür zu sehen, dass ein Entwurf einen bestimmten Stil wiederspiegelte. Das war die Geburt der Modemarke.
Heute reicht der Name eines Modelabels oft nicht mehr. Zusätzlicher Text gibt die Stimmung der Gesellschaft wieder. Was zu lesen ist, muss eine Aussage haben.