Sie sind wieder da. Schulterpolster. Was uns schon in den 80er Jahren das Gefühl gab, dass es keiner mit uns aufnehmen kann, ist in Zeiten der #metoo Bewegung wieder en vogue. Rund, lieblich und ignoriert sein war gestern. Frau darf Ecken und Kanten haben. Und Frau schert sich heute wie damals nicht darum, was Mann davon hält.
Schulterpolster passen zum Zeitgeist. Bereits in den 1930er und 40er Jahren kamen Schulterpolster in der Frauenmode auf. Die Hollywood-Schauspielerin Joan Crowford hat sie salonfähig gemacht. Crowford hatte für den damaligen Frauentypus auf der Leinwand ungewöhnlich breite breite Schultern. Mit dem neuen ‚shoulder pad’ Look wollten Millionen von Frauen plötzlich aussehen wie Crowford und ein Trend war geboren.
Die Kostüme der Frauen der 30er und 40er setzten ganz klar auf kantige Schultern und schmale Hüften, betont wurde das Ganze noch durch breite Hüte und schmal geschnittene Röcke.
Schulterpolster galten schon damals als Ausdruck starker, selbstbewusster Frauen. In den 1950ern verschwand dieser Trend und kehrte mit starken Frauen wie Sängerin Madonna und Politikerin Margaret Thatcher zurück, die einen Frauentypus repräsentierten, der sich in der Männerwelt mit eisernem Willen behauptete. Besonders mit dem Eintritt in die Chefetage wurden feminine Kleidchen gegen ausdrucksstarke Blazer und Anzüge mit breiten Schultern getauscht.
In den 90er Jahren verschwand die Begeisterung für kantige Mädchen. Jetzt, 25 Jahre später, sind sie wieder da. Anders, aber mit derselben Attitüde. Balenciaga, Gucci und Jill Sander entwarfen bereits 2017 Trenchcoats, Blazer und Blusen mit extrabreiten Schultern. Kombiniert werden die kantig geschnittenen Jacken und Blusen mit locker fallenden und eher schmal geschnittenen Röcken und Hosen.