Dieses weiße Kleid, es bleibt einfach ein Mythos. Für viele Frauen ist es tatsächlich ein Mädchentraum, einmal im Leben in ein solches Kleid zu schlüpfen und als Prinzessin dem Traumprinzen die ewige Liebe zu schwören. Mit viel Tüll und noch mehr Tränen. Aber es gibt Frauen, die keine Prinzessinnen sind und es auch nicht sein wollen. Nicht einmal am „schönsten Tag des Lebens“. All jene dürfen sich jetzt freuen, denn die Brautmode wird mutiger und bietet zukünftigen Ehefrauen, die mit Tüllbergen, riesigen Bustiers oder engen Meerjungfrauen-Röcken wenig anfangen können, Alternativen. Hurra!
Eine Variante, die bisher vor allem bei gleichgeschlechtlichen Paaren zum Einsatz kam, ist der Hosenanzug. Er ist noch immer selten, aber die großen Marken haben fast alle zumindest einen im Programm. Viele Bräute tragen ihn entweder beim Standesamt oder als Zweit-Outfit für die Party nach der Trauung. Aber er taugt auch für den großen Auftritt vor dem Altar. Der Hosenanzug ist eher geeignet für sehr selbstbewusste, selbstständige, emanzipierte Frauen. Romantischere Charaktere werden wohl weiterhin zum Kleid greifen.
In Sachen Farben tut sich beim Brautkleid einiges. Bisher waren vor allem farblich angehauchte Weißtöne mit Namen wie Eierschale, Ivory oder Creme angesagt. Aber die Farbpalette öffnet sich immer weiter. Gerade Rose, Gold, Blau und Grün sind gefragte Farben, vor allem in zarten Tönen und kombiniert mit Spitze. Aber auch richtig kräftige Töne erfreuen sich großer Beliebtheit. Rot und Schwarz verkaufen sich als Klassiker immer wieder gut.
Und immerhin war Schwarz einmal die Hochzeitsfarbe schlechthin. Bis zum Zweiten Weltkrieg heirateten Bräute vor allem aus der Mittelschicht und aus ländlichen Gegenden im dunklen Brautkleid. Das sollte die Frömmigkeit der Frauen unterstreichen – und hatte den praktischen Vorteil, dass das Kleid leicht zu pflegen war und zu feierlichen Anlässen erneut getragen werden konnte. Dieses Thema ist ja nach wie vor aktuell, denn die meisten Brautkleider fristen nach der Hochzeit ein eher trauriges Dasein im finsteren Kleiderschrank.
Farben bei Brautkleidern stehen aber auch für einen bestimmten Stil. Ein schwarzes Kleid signalisiert jetzt nicht unbedingt Romantik, sondern eher zeitlose Eleganz und Klasse. Blau steht für Selbstsicherheit und Beständigkeit. Rosa ergibt als weichere und mädchenhaftere Variante von Rot einen märchenhaften, romantischen Look. Trotzdem ist und bleibt ein schönes, weißes Kleid ein Wunschtraum der meisten Bräute.
Wer seinem ganz persönlichen Kleidungsstil am Hochzeitstag treu bleiben will, kann einfach seine Lieblingsstücke ins Braut-Outfit aufnehmen. Wie wäre es mit Chucks zum Kleid? Oder Stiefeln? Oder mit einer Jeansjacke über den Schultern? Stilbrüche dieser Art sind ein ganz großer Trend. Und schließlich soll eine Hochzeit ja auf jeden Fall authentisch sein. In den Hochzeitslook integrierte Alltagsgegenstände können das durchaus unterstützen.
Zwei weitere Trends aus der Alltagsmode haben es ebenfalls in die Kataloge der Brautmodenhersteller geschafft: Bauchfrei und Transparenz. Aber keine Sorge: Es handelt sich nicht um das Bauchfrei der 90er-Jahre, das tiefe Einblicke zulässt. Es wird nur ein schmaler Streifen blanker Haut am Oberbauch gezeigt, oft auch nur eine spitz zulaufende Lücke an den Seiten. Das wirkt nämlich viel eleganter. Hoch im Kurs stehen auch transparente, hauchdünne Kleider. Meistens sind aber nur einzelne Elemente der Kleider durchsichtig. Meistens – denn es gibt auch Versionen, bei denen eigentlich alles zu sehen ist. Für diesen Naked-Dress-Hype bedarf es nicht nur einer Top-Figur, sondern auch jeder Menge Mut. Immerhin sind von der Oma, über Freunde bis hin zu Arbeitskollegen oft alle möglichen Bekannten bei einer Hochzeit versammelt. Und eigentlich sollte ja nur der Ehemann in den Genuss kommen, die Braut nackt zu sehen – und nicht die gesamte Hochzeitsgesellschaft…