Kinder und Jugendliche spielen nur noch Minecraft oder Candy Crush, beschäftigen sich nur mehr mit Smartphones, Apps und Konsolen? Falsch gedacht! Die guten alten Brettspiele haben noch lange nicht ausgedient. Im Gegenteil, sie liegen sogar voll im Trend: Mehr als 1.500 Spiele erschienen 2017 neu auf dem Markt.
Immer öfter werden Wohnzimmer wieder zu „Spielhöllen“. Aber nicht virtuell oder mit Flippern, sondern ganz real. Mit einem Spielbrett auf einem großen Tisch, mit Spielfiguren und jeder Menge Leidenschaft und Begeisterung – egal ob bei Klassikern wie „Risiko“ oder bei Neuerscheinungen wie „Kingdomino“, dem Spiel des Jahres 2017.
Bei neuen Spielen ist augenscheinlich, dass Tiere im Moment im Trend liegen. Aber auch Piraten, Zauberwesen, Hexen und andere Gestalten aus der Märchenwelt sind äußerst beliebt in der Spielewelt. Das spiegelt sich auch in der Auswahl der drei Finalisten zum Kinderspiel des Jahres 2017 wieder. Beim Sieger „Icecool“ werden die Kinder zu kleinen Pinguin-Schülern, die keine Lust auf den Unterricht haben. Mit gekonntem Fingerschnippen bewegen sie ihre Figuren durch die Schule und müssen sich dabei vor dem Hausmeister in Acht nehmen.
So ganz verzichten Spiele-Autoren trotzdem nicht auf technische Hilfsmittel und Digitalisierung. Ergebnis sind die sogenannten Hybridspiele, bei denen elektronische Elemente und das klassische Brettspiel kombiniert werden. Die Spieler können beispielsweise per App den Buzzer drücken oder Informationen abrufen. Das diesjährige „Kinderspiel des Jahres“ kommt allerdings komplett ohne Elektronik aus: Ein lettisches Autoren-Quartett nahm den Preis entgegen. Ihr Spiel „Icecool“ überzeuge mit einer originellen Geschichte und eindrucksvoller Ausstattung sowie detailverliebten Illustrationen, urteilte die Jury. Auch die Kinder sind offensichtlich überzeugt davon.
Den Brettspiel-Trend erklären Spieleforscher (ja, den Beruf gibt’s tatsächlich 😀 ) damit, dass die junge Generation spieleerfahren und daran gewöhnt ist, sich mit komplexeren Abläufen und Thematiken auseinanderzusetzen. Auch ein Brettspiel erfordert diese Bereitschaft. Digitalspieler sind daher oft auch begeisterte Brettspieler, heißt es.
Ein anderer Aspekt ist offenbar „Digital Detox“ – für meine Leser ja nichts Neues mehr. Digitale Entgiftung findet anscheinend auch in diesem Bereich statt. Die Gruppe verabredet sich zum gemeinsamen Spielen und lässt das Handy in der Tasche. Man nimmt sich wieder bewusst Zeit füreinander – und spielt gegeneinander um den Sieg.