Habt ihr die Modeschauen der Berliner Fashion Week und die Haute-Couture-Schauen in Paris verfolgt? Nein? Eine Schande. 🙂 Für alle, die trotzdem neugierig sind, gibt es hier eine kleine Zusammenfassung der neuesten Trends und auffälligsten Hingucker auf den Laufstegen.
In Berlin stellte man fest: Schwarz geht immer, gerne auch durchsichtig. Designerin Irene Luft zum Beispiel schickte ihre Models am letzten Tag der großen Schauen in schwarzer Spitze und mattem Gold auf den Laufsteg, mehrere Lagen Tüll formten einen Rock. Die Frauen trugen ihre Haare oft streng nach oben gebunden wie bei Sumo-Kämpfern. Schwarze Balken betonten die Augenbrauen. Modeschöpferin Anne Gorke hingegen setzte auf Rosttöne und klare Schnitte. Sie kleidete die Models in weite Kleider, breite Hosen und helle Turnschuhe. Einige Stoffe waren mit abstrakten, rötlich-schwarzen Blättern bedruckt.
Die Wienerin Marina Hoermanseder vergaß bei ihrer Show weder auf ihre Statement-Stücke noch auf hübsch aufgeräumte Mode für „Normalsterbliche“. Man sah neue Versionen ihres typischen, knallengen Lederriemenrocks und ein nudefarbenes Lackkleid mit Scharnieren. Außerdem ließ sie ihre Models in seidige Marlenehosen, weiche Wollmäntel und elegante Blazer und Faltenröcke schlüpfen.
Was neben den teils ausgefallenen Kreationen der Designer noch ins Auge stach, waren unkonventionelle Models – es muss anscheinend doch nicht immer blutjung und klapperdürr sein. Beim Label Minx liefen zwei mollige Models über den Laufsteg und siehe da, sie bekamen einen spontanen Extra-Applaus vom Publikum. Auf derselben Show war auch ein etwas älteres Model mit hellgrauen Haaren zu sehen, das von den Zuschauern ebenfalls begeistert empfangen wurde. Die Kreativen von Riani schickten ein fülliges Model auf den Catwalk, zusammen mit Dragqueen Olivia Jones und Ex-Schwimmerin Britta Steffen.
Designerin Anja Gockel, die ihre farbenfrohe Kollektion vorstellte, sprach sich in Berlin gegen Magermodels aus und befürwortete sogar ein entsprechendes Gesetz, wie es Frankreich jüngst beschlossen hat. Dort müssen Models zum Arbeiten eine Gesundheitsbescheinigung vorlegen.
Apropos Frankreich: Auch in Paris gingen die prunkvollen Haute-Couture-Schauen bereits über die Bühne – und die Modemacher punkteten dabei mit originellen Ideen.
Bertrand Guyon, Chefdesigner des Modehauses Elsa Schiaparelli, sieht Mode offenbar als reich gedeckten Tisch, denn er präsentierte seine Kleider mit Motiven aus der Küche. Die Gäste der Show saßen neben hohen weißen Regalen, gefüllt mit rustikal angehauchtem Tischgeschirr. Die vorgeführten Kleider trugen Teller, Früchte und Tassen als Muster. Was schräg klingt, erwies sich als klasse Idee: Die Entwürfe waren fein gearbeitet, mit perfekt aneinandergesetzten Stofflagen in Patchwork-Technik aus wunderbaren Materialien. Seide und rohes Leinen glänzten durch einen goldigen Schimmer. Über einem auf ein langes Abendkleid gewürfelten Frühstücksgeschirr breitete sich eine Lage Chiffon. Andere Entwürfe lehnten sich an eine „Küchentuch“-Optik an. Auch hier machte die Verarbeitung die Roben abendtauglich.
Eröffnet wurden die hohen Schauen unter anderem von der Designerin Donatella Versace, die Italienerin schickte rasant geschnittene Entwürfe in Sanduhr-Silhouette über den Laufsteg. Versace wollte offenkundig den weiblichen Körper zelebrieren und hatte statt dünner Magermodels auch einige Mannequins mit betont runden Formen angeheuert.
Karl Lagerfeld zeigte in Paris eine wunderbar konzentrierte Kollektion mit „Zen-Spirit“ – und wirkte doch prunkvoll und kostbar. Schmale, wadenlange Röcke öffneten sich hinten in einem Schlitz über zartem Tüll, Oberteile mit hohem Kragen und Keulenärmeln waren einmal kunstvoll aus Bändern geflochten, einmal aus Spitzen-Blüten zusammengesetzt. Die Stoffe in Naturfarben schimmerten goldig wie Ähren in der Sonne. Als Schmuck gab es Broschen und Ohrringe in Insektenform, was das altmodische, elfenhafte Aussehen der Models unterstrich.
Ungewohnt sportlich zeigte sich die Haute Couture hingegen bei Giorgio Armani. Der Italiener, sonst ein Verfechter tadelloser Eleganz, zeigte in Paris in seiner Armani-Prive-Kollektion für Frühjahr/Sommer 2016 seidene Boxershorts und legere Cape-Oberteile, lockere Satinhosen mit Volants am Saum, Tops mit Laserdruck und schwingende weite Röcke. Der lässige Look tat dem Ganzen gut – Haute Couture hin oder her.