Den Anfang für die internationalen Modewochen machte im Juli die Fashion Week in Berlin, bei der viele neue Trends – und einige Experimente – für den nächsten Sommer über den Laufsteg wanderten.
„Good News“ aus der deutschen Modemetropole gibt es für Menschen mit langen Beinen: Hochwasserhosen sind eigentlich verpönt, jetzt waren sie aber wieder auf diversen Catwalks zu sehen. Nachwuchsdesigner Matteo Lamandini schickte Frauen und Männer mit weiten, auf den ersten Blick zu kurz geratenen Hosen los. Was an den Zuschauern der Schauen am Brandenburger Tor ebenfalls vorbeilief, waren sogenannte „Knöchel-Dekolletes“. Offenbar ist es wieder salonfähig, Schuhe ohne Socken zu kurzen Hosen zu tragen. Keine Socken, aber einen Rollkragen-Pullover im Sommer? Genau, obwohl es um Mode für die warme Jahreszeit ging, mischte sich der Rolli ins Repertoire – gesehen bei der Show von Designer Kilian Kerner, aber auch an Gästen und Designern selbst.
Nächsten Sommer ebenfalls im Trend ist eingeschränkte Sicht, zumindest wenn es nach dem serbischen Designer Sasa Kovacevic geht. Er zeigte ein ganz in Schwarz verschleiertes Model. Bobby Kolade setzte ebenso auf Ganzkörperschleier – allerdings so transparent, dass die nackten Körper der Models zu sehen waren.
Eine etwas eingeschränkte Aussicht hatte auch ein Model bei Irene Luft. Allerdings nicht wegen zu viel Stoffs, sondern wegen kunstvoll geflochtener Haare, die sich über das ganze Gesicht rankten. Flechtwerk in verschiedenen Variationen konnte man als Trend beim Kopfschmuck ausmachen. Auf den Laufstegen waren noch zahlreiche andere – teils gewöhnungsbedürftige – Frisurentrends zu sehen. Bei Barre Noire liefen Models mit Haargummi-Knick, bei Marc Cain hatten sie gekreppte Haare.
Sommerlich wurde es natürlich auch. Freie Schultern gab es oft in Form von Stoffaussparungen am Ärmel, sogenannten Cut-Outs, zu bewundern. Badeschlapfen für die Straße, sogenannte Pool Slides, präsentierte Louise Friedländer. Am Rande der Schauen waren zudem Sandalen mit durchgehenden Plateau-Absätzen zu sehen.
Romantische Sommerkleider präsentierte außerdem die österreichische Designerin Lena Hoschek, die für ihre aktuellen Vintagelooks in französischen Musterarchiven von 1850 gestöbert hat. Am Eröffnungstag der Berliner Fashion Week zeigte die Grazerin ihre Kollektion für Frühling/Sommer 2016 mit weißen Blusen zu schwingenden Röcken, zarten Kleidern mit „Dirndlleiberln“ nachempfundenen Oberteilen, Streublumenmustern, Lochstickerei und Spitze.
Die Kreationen, die von Models mit Blumenkränzen oder Strohhüten präsentiert wurden, verströmten pure Sommerfreude. Das natürlich gehaltene Make-up und die in sanfte Locken gelegten Langhaarfrisuren der Models unterstrichen den mädchenhaften Touch, ebenso wie viele übereinander getragene lange Halskettchen.
Lieblich wirkten auch die biedermeierlichen Motive von Blumen, Vögeln und spielenden Kindern. Den zarten Anstrich betonten sommerlich leichte Materialien wie Seide, Spitze und wunderschöne Lochmusterstoffe. Die Farben: sanftes Braun und kräftiges Ocker, Taubenblau, Altrosa und Mohnblumenrot, weiß-blaue Muster und helle Grautöne mit viel Weiß, aber auch Dunkelblau und Schwarz.