Schwimmen mit Haien? „Ich bin doch nicht verrückt!“, werdet ihr jetzt denken. Aber hört euch das erst einmal an. Walhaie sind ganz wunderbare Geschöpfe, elegant und verspielt zugleich. Wegen ihrer Punkte auf dem Rücken werden sie auch „Dominos“ genannt. Und sie beißen garantiert nicht zu, ernähren sich nur von Plankton und kleinen Fischen – und das obwohl sie etwa 3.600 Zähne zur Verfügung hätten.
Und so wagen sich vor der Küste Mexikos im Sommer immer mehr Touristen ins Meer, um die riesigen Ozeanbewohner zu beobachten. Kein Wunder, es ist ein einzigartiges Spektakel, das sich in den Sommermonaten (Mai bis September) vor der mexikanischen Halbinsel Cancun abspielt: Jeden Morgen steigen bis zu hundert hungriger Walhaie hoch zur Wasseroberfläche, um Nahrung zu suchen. Gleichzeitig machen sich – mittlerweile fast ebenso viele – Touristen in Booten auf den Weg zu den Fressplätzen vor der Isla Holbox, der Isla Contoy und der Isla Mujeres. Dort springen sie mit Schnorchelausrüstung zu den Tieren ins Wasser und erleben die faszinierenden Meeresbewohner aus nächster Nähe.
Das Seegebiet zwischen dem Golf von Mexiko und der Karibik ist nach Angaben von Meeresbiologen einer der reichsten Fressplätze des Meeres weltweit. Hier gelangen riesige Planktonmengen aus den kalten Regionen des Atlantiks an die Oberfläche und gedeihen dort prächtig. Das lockt alle möglichen hungrigen Wesen an: Sardinen, Thunfische, Delfine, Haie, Mantarochen – und eben auch Walhaie.
Für die Mexikaner sind die Walhaie nichts Außergewöhnliches, die Fischer von Yucatan kennen die Tiere seit jeher. Gefangen haben sie die Haie allerdings nie, sie nutzten sie viel mehr zur Orientierung bei der Jagd auf kleinere Fische. Sie wussten, wo die Haie sind, da gibt es Plankton – und damit volle Netze. Zu finden sind die Haie leicht, weil ihre Rücken- und Schwanzflossen aus dem Wasser ragen.
Die Touri-Fahrten zu den „Dominos“ sind mittlerweile zu einer der großen Attraktionen in der mexikanischen Karibik geworden. Eigentlich sind die Walhaie, die bis zu 16 Meter lang werden können, Einzelgänger. Sie leben in tropischen Meeren rund um den Globus und ernähren sich hauptsächlich von Plankton und Fischeiern. In anderen Weltgegenden werden sie mit Futter angelockt, damit die Touristen einzelne Exemplare zu sehen bekommen. In Cancun ist das nicht nötig. Und die gutmütigen Walhaie lassen sich auch durch die Schnorchler kaum von der Nahrungsaufnahme stören.
Trotzdem denken die mexikanischen Behörden an eine Regulation der touristischen Aktivitäten – zum Schutz der Tierwelt, die natürlich keinen Schaden davon nehmen soll, dass Menschen von ihr fasziniert sind und im wahrsten Sinn in sie „eintauchen“ wollen. Deshalb immer mit Respekt an solche Aktivitäten herangehen und dankbar sein für jede Begegnung mit einem dieser Tiere – in deren Lebensraum! Walhaie haben zwar eine dicke Haut (tatsächlich, die ist 15 Zentimeter dick!), aber wenn man sie unabsichtlich berührt oder wenn ein Boot sie streift, tauchen sie schnell ab. Wenn man aber vorsichtig ist und behutsam mit der Situation umgeht, sind einem ganz besondere „Magic Moments“ mit diesen unglaublichen Lebewesen sicher.