„Der Punkt ist, dass Mode es uns erlaubt, die Realität des Alltags zu überstehen.“ Die Aussage von Bill Cunningham, auch bekannt als der Erfinder der Streetstyle Fotografie trägt einiges an Wahrheit in sich. Im Sommer 2016 verstarb die Fotografie-Legende, sein Einfluss auf die Modefotografie wird jedoch immer weiter wirken.
Mit irischen Wurzeln in Bosten geboren, zog es Bill Cunningham mit knapp 20 Jahren nach New York. In die Stadt, in der er hinterher mit seinen Schnappschüssen und authentischen Straßenfotografien berühmt wurde. Bevor er sich jedoch den aktuellen Modetrends widmete, jobbte er in Restaurants und Drogeriemärkten. Er schmiss sein Studium an der Harvard Universität und es folgten die ersten fotografischen Jobs für die Daily News und die Chicago Tribune, bevor er dann in der 70er Jahren bei der New York Times landete.
Mit 30 Fahrrädern auf Fotojagt
Eine hagere Gestalt in einer auffallenden blauen Arbeiterjacke, die mit einer 35-Millimeter-Kamera auf dem Fahrrad die Straßen von Midtown durchquerte. Das ist das Bild, welches Jahre später sein Markenzeichen ist und den Streetstyle-Jäger unübersehbar macht. Angeblich soll er mehr als 30 Fahrräder in seinem Leben gehabt haben. Seine Einstellung? „Ich achte auf Dinge, die nicht unbedingt großen Wert haben, aber historisches Bewusstsein“, so berichtet er der New York Times in einem Interview 2002. „Die beste Modeschau ist auf jeden Fall auf der Straße. Das war immer so und wird immer so bleiben.“ Kreativität und authentischer Stil ziehen seine Aufmerksamkeit an und er sieht Mode als überlebenswichtig für den Alltag.
sEine Botschaft bleibt
Denn ein Verzicht auf Mode ist für ihn ein Verzicht auf die Zivilisation. Er muss es wissen, schließlich wurden seine Kolumnen bei der New York Times als Modebibel bezeichnet. „Die beste Modenschau ist auf jeden Fall auf der Straße. Das war immer so und wird immer so bleiben.“ Bis zum Schluss lebte Bill Cunningham in einem bescheidenen Apartment über der Carnegie Hall. In einem Alter von 87 hinterlässt er der Modewelt eine einzigartige Sammlung von Schnappschüssen aus dem wahren Leben. Der Bildband „Facades“ zeigt 88 Original Prints seiner Arbeiten. Doch mindestens genau so wichtig ist seine hinterlassene Botschaft, die uns immer wieder vor Augen hält, dass Mode weniger durch ihren Wert besticht, als durch ihre Authentizität und Einzigartigkeit.