Es gibt Sätze, die man getrost in die kulinarische Mottenkiste legen darf. „Spritz ist der Sommerdrink schlechthin“ – war so einer. Ein Relikt aus der Ära des Feierabend-Gefälligen, als es primär darum ging, bitter und orange ins Glas zu gießen. Der Sommer 2025 denkt weiter. Er verlangt nach mehr Tiefe, mehr Textur, mehr Haltung. Geschmack ist bei all dem Drama in der Welt ein Wohlfühl-Narrativ. Essen ist Erlebnis und Statement.
Wir befinden uns in einer Zeit, in der Genuss auch das globale Klima nicht ignorieren darf, in der die visuelle Ästhetik mit der planetaren Verträglichkeit Hand in Hand gehen muss. Kulinarik wird multisensorisch, klimabewusst, hyperlokal – und doch inspiriert vom globalen Geschehen.
Wir heißen eine Sommer-Saison willkommen, in der knusprige Kühle, fermentierte Frische und fein ausbalanciertes Umami nicht nur schmecken, sondern unsere soziale Identität prägen.
Was man im Sommer 2025 wirklich isst
- Crispy Rice mit Lachs-Tatar oder Avocado-Kimchi: Es knackt, es prickelt, es transportiert uns direkt an die Schnittstelle von Streetfood und Designästhetik. Knusprig angebratener Reis, goldene Textur, belegt mit säuerlich-scharfem Lachs-Tatar, Kresse und Limettenabrieb. Die vegane Variante? Avocado trifft auf hausgemachtes Kimchi – ein fermentierter Verbeugungsgestus in Richtung Seoul und Tokio. Ein Gericht, das auf Picknickdecken genauso funktioniert wie in polierten Sharing-Menüs.
- Cold Ramen mit Limette & Sesamöl: Was in Japan längst Sommer-Essenz ist, trifft nun auf europäische Großstadtterrassen. Eiskalt gespülte Ramen, fast schon poetisch puristisch, in einer fein justierten Zitrus-Soja-Vinaigrette. Limette, Sesamöl und frische Gurke. Nicht nur ein Tellergericht, sondern ein ästhetisches Ritual – am besten serviert in handgefertigten Keramikschalen .
- Gegrillte Pfirsiche mit Burrata & Chili-Honig: Die Frucht ist nicht mehr Beilage, sie ist die Hauptfigur. Pfirsiche vom Grill, zarte Röstaromen, kombiniert mit cremiger Burrata, Chili-Honig und gerösteten Pistazien. Ich sag‘ nur ‚Yumm‘. Ein mediterranes Sommerszenario, das sich irgendwo zwischen Provence, italienischem Bauernmarkt und skandinavischem Food-Styling verorten lässt.
Erfrischender Geheimtipp:
- Wassermelonen-Gurken-Salat mit Shiso und Ponzu-Dressing – subtil, leicht, bittersüß. Ein Gericht, das den Sommer nicht beschwert, sondern belebt – oder:
- Soba-Nudelsalat mit Yuzu-Dressing, Edamame und Daikon-Rettich. Schnell, ästhetisch, kompromisslos frisch.
Die Sommerdrinks 2025 – Botanisch, wild, visuell clever
- Sparkling Yuzu-Matcha: Die Zeit des banal Gespritzen ist vorbei. Yuzu bringt japanische Zitrus-Eleganz, Matcha steuert herb-grüne Tiefe bei. Sprudelig, kühl, serviert in Flaschen, die aussehen, als wären sie aus einer futuristischen Spa-Welt entlehnt. Der Drink für Menschen, die nicht trinken, um zu trinken, sondern um ihre kulturelle Seele zu zeigen.
- Lavendel-Kefir Tonic: Fermentiert, leicht alkoholisch, visuell perfekt. Lavendel, Kefir, ein Hauch Honig, dazu eine essbare Blüte. Ein Drink für alle, die auf der Welle zwischen Health Movement und Hedonismus surfen.
- Frozen Espresso Martini am Stiel: Der Cocktail wird zur tragbaren Pop-Art. Kalter Kaffee, Vodka, ein Hauch Zucker – gefroren als Lollipop. Für Rooftop-Partys, bei denen das Outfit wichtiger ist als die Playlist.
- Mit dem Japanisch inspirierter Sommertwist: Umeshu-Soda auf Eis, mit frischer Minze. Pflaumenwein, bittersüß, ein leises Statement gegen das Banale.
Warum das alles?
Weil Sommer 2025 mehr ist als nur heiße Temperaturen. Weil Essen und Trinken zu sozialen Codes geworden sind, zu leisen, aber bestimmenden Statements: Ich esse klimabewusst. Ich zeige, dass ich mich auskenne. Ich wähle, was nicht zufällig in meinem Feed gelandet ist. Ich genieße – aber mit Stil, Haltung und subtilem Humor.
Ein persönlicher Abschied
Nach elf Jahren Trend-Beobachtungen in unterschiedlichen Genres, aus denen stets Neues aufpoppt und dem einen oder anderen gewollten Stilbruch auf diesem Deichmann Trendblog ziehe ich weiter. Ich durfte in diesem Raum inspirieren, analysieren, provozieren und immer wieder mit euch durch die aktuelle Kultur navigieren.
Danke für diese gemeinsame Reise – für eure Aufmerksamkeit und eure Offenheit für das Ungewöhnliche. Und wer weiß, wo wir einander das nächste Mal begegnen – vielleicht da, wo Trends noch keine Labels tragen.
Ich verabschiede mit einem bittersüßen Umeshu-Soda in der Hand und freue mich, wenn ihr mir weiterhin folgt,
Daniela Krautsack
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